Die türkische Zentralbank hat ihre Prognose zur Entwicklung der Inflation bis zum Jahresende massiv angehoben.
Die Teuerungsrate zum Jahresende dürfte bei 58 Prozent liegen - mehr als eine Verdopplung im Vergleich zu den bislang prognostizierten 22,3 Prozent, wie die neue Notenbankchefin Hafize Gaye Erkan ѡ am Donnerstag in ihrer ersten Pressekonferenz mitteilte. Sie stellte außerdem weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht.
Die offizielle Inflationsrate in der Türkei ist in den vergangenen Monaten stetig zurückgegangen. Im Juni lag sie aber immer noch bei 38,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Ökonomen erwarten außerdem, dass sie wegen der von Präsident Recep Tayyip Erdogan vor seiner Wiederwahl im Mai angekündigten massiven Ausgabenpläne bald wieder steigt. Hinzu kommt, dass unabhängige Experten von drastisch höheren Raten in der Realität ausgehen - etwa von über 100 Prozent noch im Juni.
Erdogan hatte die Wall-Street-Bankerin Erkan nach seiner seiner Wiederwahl zur Zentralbankchefin ernannt. Ökonomen hoffen auf eine Rückkehr zu einer konventionellen Finanz- und Wirtschaftspolitik, nachdem sich Erdogan monatelang gegen höhere Zinsen gewehrt hatte.
Unter der neuen Führung verdoppelte die Zentralbank im Juni die Leitzinsen auf knapp 15 Prozent und hob sie im Juli erneut um 2,5 Prozentpunkte an. Analysten hatten noch deutlich stärkere Zinsschritte gefordert.
"Wir werden die geldpolitische Straffung bei Bedarf schrittweise verstärken, bis eine deutliche Verbesserung der Inflation erreicht ist", sagte Erkan nun. Hauptziel der Bank sei Preisstabilität. Aufgrund des Wechselkurses und fiskalischer Maßnahmen werde die Inflation aber "vorübergehend" wieder ansteigen. Die gewünschte Preisstabilität werde voraussichtlich nach 2025 eintreten.
pe/ilo
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