Knapp zwei Wochen nach dem Tod von Sinead O'Connor haben hunderte Menschen in Irland Abschied von der Sängerin genommen. Sie versammelten sich am Dienstag in dem südlich von Dublin gelegenen Küstenort Bray zu einem Trauerzug. Viele warfen Blumen auf den Leichenwagen, vor dem ein mit Regenbogen-Fahnen verzierter VW-Bulli fuhr, von dessen Dach über Lautsprecher O'Connors Songs ertönten. Die Beerdigung fand später im privaten Kreis statt.
Die preisgekrönte Sängerin, die 1990 mit ihrer Version des von Popstar Prince geschriebenen Songs "Nothing Compares 2 U" weltberühmt geworden war, war Ende Juli im Alter von 56 Jahren tot in ihrer Wohnung im Süden Londons gefunden worden. Zur Todesursache wurde bisher nichts bekannt. Die Polizei erklärte lediglich, dass die Umstände des Todes "nicht verdächtig" seien.
"Ich bin heute hierher gekommen, um Sinead, der Legende, die sie war, meine Ehre zu erweisen", sagte Liam O’Neill aus dem nahegelegenen Dun Laoghaire, während des Trauermarsches in Bray. "Sie war äußerst talentiert und brillant", fügte der 56-Jährige hinzu. In Bray hatte die Sängerin 15 Jahre lang gelebt.
Die Familie O'Connors hatte den Trauermarsch organisiert und mitgeteilt, die zuletzt in Großbritannien lebende Sängerin habe Bray und seine Bewohner geliebt. Viele Menschen hinterließen Blumen, Bilder, Texte und irische Flaggen an ihrem früheren Haus.
Vor dem Trauerzug hatte eine private Trauerfeier im Beisein von Familie, Freunden und Würdenträgern stattgefunden - darunter auch der irische Präsident Michael Higgins, Regierungschef Leo Varadkar und die Sänger Bob Geldof und Bono.
Die vielen Trauerbekundungen und wertschätzenden Beiträge von Menschen zum Leben und Wirken von O'Connor zeigten "den tiefgreifenden Einfluss, den sie auf das irische Volk hatte", erklärte Higgins.
Imam Umar Al-Qadri sprach bei der Zeremonie ein muslimisches Trauergebet. "Mögen ihre Familie und ihre Lieben Trost finden in der Liebe aus allen Ecken dieser Erde für diese einzigartige Tochter Irlands, die mit ihrer kraftvollen Stimme und ihrer unerschütterlichen Ehrlichkeit so viele Herzen bewegt hat", sagte er in seiner Trauerrede. O'Connor war 2018 zum Islam konvertiert und hatte ihren Namen in Shuhada' Sadaqat geändert.
Generell hatte die Künstlerin nicht nur musikalisch von sich Reden gemacht, sondern auch mit vehement vorgetragener gesellschaftlicher Kritik, insbesondere an der katholischen Kirche. So zerriss sie 1992 bei einem Fernsehauftritt in den USA ein Bild des damaligen Papstes Johannes Paul II.
Mit der Aktion übte sie Kritik an der katholischen Kirche wegen des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger. Die Aktion rief damals in den Medien allerdings vor allem Empörung hervor. O'Connor war nach eigenen Angaben in ihrer Kindheit von ihrer Mutter misshandelt worden.
"Abgesehen davon, dass sie eine fantastische Musikerin und Sängerin war, hat sie den Menschen die Notwendigkeit vermittelt, Ungerechtigkeit anzuprangern und sich für verschiedene Gruppen in der Gesellschaft einzusetzen", sagte die 73-jährige June Byrne, während sie dem Trauermarsch zusah.
O'Connor kämpfte vor ihrem Tod jahrelang mit psychischen und körperlichen Problemen sowie Suizidgedanken. Im vergangenen Jahr hatte ihr Sohn Shane im Alter von 17 Jahren Suizid begangen.
aka/lan
Callum PATON / © Agence France-Presse