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Hawai: 89 Todesopfer und 2200 zerstörte Gebäude

"Wir haben die Gefährlichkeit, die Schnelligkeit von Feuer unterschätzt"

Während nach den verheerenden Buschbränden auf der zu Hawaii gehörenden Insel Maui das Ausmaß der Verwüstng deutlich wird, steigt die Zahl der Todesopfer weiter. Wie der Gouverneur des US-Bundesstaates Hawaii, John Green, am Samstag mitteilte, kamen bei der Naturkatastrophe mindestens 89 Menschen ums Leben. Die bei Urlaubern beliebte Stadt Lahaina ist fast komplett ausgebrannt. Derweil nimmt die Kritik am Krisenmanagement der Behörden zu. 

"Wir haben 89 Todesfälle gezählt und die Zahl wird weiter steigen", erklärte Green. "Wir wollen, dass die Menschen sich darauf vorbereiten", fügte er hinzu. In einer vorhergegangenen Bilanz war von "mindestens 80 Toten" die Rede gewesen. Mehr als 2200 Gebäude wurden durch die Flammen beschädigt oder zerstört, wie die US-Katastrophenschutzbehörde Fema am Samstag mitteilte. Mehr als 1410 Menschen waren in Notunterkünften untergebracht.

Das Feuer habe seine Mietwohnung in dem Badeort Lahaina zerstört und alle seine Sachen und Erinnerungen verbrannt, klagte Anthony Garcia. "Es hat alles genommen, alles. Es bricht mir das Herz", sagte der 80-jährige Kalifornier, der vor 30 Jahren nach Hawaii gezogen war. 

Die historische Stadt mit 13.000 Einwohnern, einst Wohnsitz der hawaiianischen Königsfamilie, besteht fast nur noch aus Ruinen. Die Hotels und Restaurants, zuvor Schauplätze lebhaften Treibens, brannten bis auf die Grundmauern nieder. Die Fema schätzt die Kosten für den Wiederaufbau in den betroffenen Gemeinden auf rund 5,5 Milliarden Dollar (Euro). 

Auch an einem majestätischen Banyanbaum, der seit 150 Jahren im Zentrum der Stadt steht, haben die Flammen Spuren hinterlassen. Die einstige Touristenattraktion steht noch, doch das Laub ist verbrannt und sein verrußter Stamm gleicht einem hässlichen Skelett.

Einwohner von Lahaina durften derweil am Samstag nicht mehr zu ihren Häusern zurückkehren, "bis das Gebiet für sicher erklärt wird", wie die Polizei mitteilte. Wer das Katastrophengebiet betritt, müsse mit bis zu einem Jahr Gefängnis und einer Geldstrafe von 2000 Dollar rechnen, hieß es weiter. Mehrere Menschen warteten stundenlang an einer plötzlich errichteten Straßensperre in der Hoffnung, zu ihren Häusern zurückzukehren und nach vermissten Angehörigen oder Haustieren suchen zu können. 

Die Justiz leitete Ermittlungen zur Reaktion der Behörden auf das Feuer ein. Die von den Behörden getroffenen Entscheidungen "im Vorfeld, während und nach den Waldbränden auf den Inseln Maui und Hawaii" würden "umfassend" überprüft, erklärte Generalstaatsanwältin Anne Lopez am Freitag (Ortszeit). 

"Wir haben die Gefährlichkeit, die Schnelligkeit von Feuer unterschätzt", räumte die US-Kongressabgeordnete Jill Tokua am Samstag im US-Sender CNN ein. Jeremy Greenberg, Einsatzchef der Fema und selbst jahrelang Feuerwehrmann, sagte auf MSNBC, das Feuer gehöre zu denen, die "außergewöhnlich schwer" unter Kontrolle zu bringen seien, weil sie sich rasend schnell ausbreiteten. 

Unterdessen nahm die Kritik am Umgang der Behörden mit der verheerenden Naturkatastrophe zu. Zahlreiche Bewohner kritisierten, sie seien nicht durch Sirenen vor dem Feuer gewarnt worden, und warfen den Verantwortlichen Versagen vor. Die Menschen hätten sich nur auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen können, sagte Einwohner William Harry der Nachrichtenagentur AFP.

Ein Sprecher der für das Krisenmanagement auf Hawaii zuständigen Behörde sagte dem Sender CNN, die Sirenen zur Warnung vor Bränden seien nicht ausgelöst worden. Seinen Angaben zufolge wurden Warnungen auf die Handys der Einwohner verschickt. Wegen zahlreicher Stromausfälle und Netzprobleme hätten viele Bewohner die Warnungen jedoch nicht erhalten, mancherorts funktionierte auch der Notruf nicht.

Die Busch- und Waldbrände auf Maui und der benachbarten Insel Hawaii - auch bekannt als Big Island - waren am Dienstag ausgebrochen. Heftiger Wind führte zu einer rasanten Ausbreitung der Flammen.

kbh


Paula RAMON / © Agence France-Presse