Sieben Monate nach mehreren tödlichen Pistolenschüssen auf einen 16-Jährigen in Niedersachsen hat am Mittwoch vor dem Landgericht Osnabrück der Prozess gegen den wegen Mordes angeklagten 82-jährigen mutmaßlichen Täter begonnen. Laut Anklage soll er dem Jugendlichen in der Gemeinde Bramsche auf offener Straße von hinten ins Bein und anschließend unter anderem in den Kopf geschossen haben. Auslöser der Tat könnte demnach ein Streit um Lärmbelästigung in einem Mehrfamilienhaus gewesen sein.
Nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft beschuldigte der Angeklagte, bei dem es sich um einen langjährigen Sportschützen handelt, den von ihm erschossenen Jugendlichen beziehungsweise dessen Mutter vor dem Verbrechen von Ende Februar mehrfach der Ruhestörung. Der Mann und die Familie des Getöteten wohnten demnach im selben Wohnhaus in Bramsche. Laut Anklageschrift lauerte der Beschuldigte dem 16-Jährigen schließlich morgens auf und feuerte auf ihn.
Die Staatsanwaltschaft stuft die Tat als heimtückischen Mord aus niedrigen Beweggründen ein, bei einer entsprechenden Verurteilung droht dem Rentner eine lebenslange Gefängnisstrafe. Der 82-Jährige unternahm nach früheren Anhaben der Ermittler nach dem Verbrechen einen Suizidversuch, den er allerdings überlebte. Er kam zunächst in ein Krankenhaus und dann in Untersuchungshaft.
Nach Angaben eines Gerichtssprechers machte der Beschuldigte am Mittwoch vor Gericht keine Angaben. Die Verteidigung schloss demnach aber eine spätere Aussage nach der im Prozess geplanten psychiatrischen Begutachtung nicht aus. Die Mutter des erschossenen Jugendlichen, die als Nebenklägerin an dem Verfahren teilnimmt, war nicht persönlich anwesend. Sie ließ sich von einem Rechtsbeistand vertreten. Für das Verfahren wurden Termine bis Oktober angesetzt.
bro/cfm © Agence France-Presse