Es ist eine historische Premiere: Am Donnerstag ist in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Georgia mit Donald Trump erstmals ein ehemaliger US-Präsident auf einem Polizeifoto verewigt worden.
Das Büro des Sheriffs veröffentlichte das Foto kurz darauf.
Nach seiner Anklage wegen Wahlbeeinflussung im Bundesstaat Georgia war Trump in dem Gefängnis des Landkreises Fulton City in Atlanta wegen "Vorwürfen der Erpressung und Verschwörung" kurzzeitig verhaftet worden. Trump veröffentlichte das Foto im Internet und kehrte damit erstmals seit 2021 wieder zu dem mittlerweile in X umbenannten Kurzbotschaftendienst Twitter zurück.
Während der Aufnahme der persönlichen Daten im Gefängnis bekam Trump die Häftlingsnummer "PO1135809" zugewiesen. Die Behörden gaben seine Größe mit 1,90 Metern, sein Gewicht mit 97 Kilogramm und seine Haarfarbe mit blond an. Auf dem Polizeifoto trägt Trump einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte und blickt finster in die Kamera. Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung und insgesamt weniger als 30 Minuten in dem Gefängnis reiste Trump wieder ab. Bereits Anfang der Woche war eine Kaution von 200.000 Dollar (rund 185.000 Euro) festgelegt worden.
Der ehemalige Präsident veröffentlichte das Polizeifoto im Onlinedienst X, ehemals Twitter, und prangerte dort "Wahlbeeinflussung" an - es ist seine erste Veröffentlichung in dem Kurzbotschaftendienst seit 2021. Trump war nach dem Sturm seiner Anhänger auf das Kapitol am 6. Januar 2021 von Twitter verbannt worden. Auch auf der von ihm gegründeten Plattform Truth Social veröffentlichte Trump das Polizeifoto.
Zuvor hatte der Republikaner die Behörden in Georgia bereits vor Journalisten als "Scheinjustiz" bezeichnet und ihnen "Wahlbeeinflussung" vorgeworfen. "Ich habe nichts falsch gemacht", sagte er nach dem Gefängnistermin.
Trump war am Montag vergangener Woche in Atlanta wegen seiner Versuche angeklagt worden, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 in Georgia zu kippen. Die Anklage gegen den 77-Jährigen umfasst 13 Punkte und fußt unter anderem auf einem Gesetz gegen organisierte Kriminalität.
Trump soll sich mit 18 anderen Angeklagten verschworen haben, um sich trotz seiner Niederlage gegen den Demokraten Joe Biden zum Sieger der Wahl in Georgia erklären zu lassen. Unter den Mitangeklagten ist Trumps ehemalige Anwalt Rudy Giuliani und Trumps früherer Stabschef im Weißen Haus, Mark Meadows.
Trump ist in diesem Jahr bereits vier Mal angeklagt worden, darunter zwei Mal wegen seiner Umtriebe nach der Wahl 2020. Bei den drei bisherigen Anklagen gegen Trump hatten die Behörden auf Polizeifotos verzichtet.
Bei der rechten Basis genießt er aber nach wie vor große Beliebtheit. Der Rechtspopulist führt Umfragen zu den Präsidentschaftsvorwahlen der Republikaner 2024 mit mehr als 40 Punkten Vorsprung auf seine Verfolger an. Der ersten Fernsehdebatte der republikanischen Präsidentschaftsbewerber blieb er deswegen am Mittwochabend fern.
Vor dem Gefängnis in Atlanta hatten sich am Donnerstag Anhänger, aber auch Gegner des Ex-Präsidenten versammelt. Es herrschte ein hohes Sicherheitsaufgebot.
kbh © Agence France-Presse