Ein Richter hat den früheren US-Präsidenten Donald Trump des Finanzbetrugs für schuldig erklärt. Der New Yorker Richter Arthur Engoron urteilte am Dienstag, Trump habe die Vermögenswerte seines Immobilienimperiums in der Vergangenheit absichtlich zu hoch angegeben, um an bessere Konditionen etwa für Kredite zu gelangen. Er warf Trump vor, in einer "Fantasiewelt" zu leben. Es handelt sich um eine Grundsatzentscheidung vor dem eigentlichen Beginn eines Zivilprozesses gegen den 77-jährigen Republikaner kommende Woche.
Die Generalstaatsanwältin des Bundesstaates New York, Letitia James, hatte Trump und seine drei ältesten Kinder im September 2022 wegen Vorwürfen des Finanzbetrugs verklagt. Die Familienholding Trump Organization soll zwischen 2011 und 2021 Vermögenswerte um Milliarden von Dollar zu hoch angegeben haben, um "Kredite und Versicherungen zu vorteilhafteren Konditionen zu sichern und beizubehalten", wie es in einem Gerichtsdokument der Generalstaatsanwaltschaft hieß.
Das Vorgehen habe den Beschuldigten "Hunderte Millionen Dollar an unrechtmäßig erworbenen Ersparnissen und Profiten" beschert, hieß es in dem Dokument weiter. Generalstaatsanwältin James strebt unter anderem Strafen von 250 Millionen Dollar (rund 235 Millionen Euro) an.
Die Klage richtete sich ursprünglich auch gegen Trumps drei älteste Kinder Ivanka, Donald Junior und Eric Trump. Ivanka wurde aber inzwischen aus der Klage herausgelöst.
Laut der Entscheidung von Engoron hatte die Staatsanwaltschaft "schlüssige Beweise dafür vorgelegt, dass die Angeklagten die gemeldeten Vermögenswerte um 114 Millionen bis 207 Million Dollar (107 Millionen bis 195 Millionen Euro) überbewertet haben". So wurde etwa die Größe von Trumps Wohnung im Trump Tower in Manhattan mit 2787 Quadratmetern angegeben, obwohl sie 1021 Quadratmeter groß ist. "Eine Diskrepanz dieser Größenordnung durch einen Bauunternehmer, der seine eigene Wohnfläche (...) berechnet, kann nur als Betrug angesehen werden", urteilte der Richter. Er warf den Angeklagten vor, ihre Angaben stammten aus einer "Fantasiewelt, nicht aus der realen Welt".
Der Zivilprozess gegen Trump, seine beiden ältesten Söhne und weitere Beschuldigte in New York wird am kommenden Montag beginnen. Mit seinem Richterspruch vom Dienstag nahm Richter Engoron aber schon eine wichtige Entscheidung vorweg, wie das in solchen Verfahren möglich ist. Eine Frage bei dem Prozess wird unter anderem sein, wie hoch die Strafe gegen Trump ausfallen wird. Eine Gefängnisstrafe droht dem Ex-Präsidenten in diesem Zivilverfahren nicht.
Anders sieht das in vier Strafverfahren aus, in denen Trump in diesem Jahr angeklagt wurde. Der Republikaner war zunächst im Frühjahr in New York wegen einer Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin vor der Präsidentschaftswahl 2016 angeklagt worden. Es folgte eine Anklage durch die Bundesjustiz in der Affäre um Geheimdokumente, die Trump aus dem Weißen Haus in sein Privatanwesen Mar-a-Lago im Bundesstaat Florida mitgenommen hatte.
Anfang August wurde Trump dann ebenfalls von der Bundesjustiz wegen seiner Versuche angeklagt, den Ausgang der Präsidentschaftswahl 2020 zu kippen und sich damit an der Macht zu halten. Mitte August folgte eine Anklage im Südstaat Georgia wegen ähnlicher Vorwürfe.
Trump hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Der 77-jährige Rechtspopulist bezeichnet die Verfahren als politisch motivierten Versuch, seine Bewerbung für die Präsidentschaftswahl im November 2024 zu torpedieren. Trump ist im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner der haushohe Favorit - trotz seiner zahlreichen Justizprobleme.
kbh
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