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Alternativer Nobelpreis für Seenotrettung im Mittelmeer

Während in Europa um die Aufnahme von Flüchtlingen gestritten wird, ist die Hilfsorganisation SOS Méditerranée ...

... für ihre Seenotrettungseinsätze im Mittelmeer mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Die 2015 vom deutschen Kapitän Klaus Vogel mitbegründete Organisation bekomme die Auszeichnung für "ihre lebensrettenden humanitären Search and Rescue-Einsätze im Mittelmeer", erklärte die in Stockholm ansässige Right-Livelihood-Stiftung. Einen Preis erhielten auch Aktivistinnen aus Kenia und Ghana sowie eine Organisation aus Kambodscha. 

SOS Méditerranée, ein Zusammenschluss mit Ländervertretungen in Deutschland, Frankreich, Schweiz und Italien, "rettet nicht nur Leben, sondern erinnert die Öffentlichkeit sowie europäischen Institutionen und nationale Regierungen immer wieder an die humanitäre Krise auf dem Mittelmeer", erklärte Right Livelihood. Die Nichtregierungsorganisation halte sich "strikt an das internationale Seerecht und die hohen Standards" für Such- und Rettungseinsätze, gab die Stiftung weiter an. "Damit macht die Organisation deutlich: Seenotrettung ist eine rechtliche Verpflichtung." 

Stiftungsleiter Ole von Uexküll sprach angesichts der vielen Toten an den Außengrenzen der EU, die den Friedensnobelpreis erhalten hatte, von einem "unerhörten politischen Versagen". Abermals sei es die Zivilgesellschaft gewesen, die eingesprungen sei. Der Preis trage dazu bei, "auf die Situation tausender Menschen, die ihr Leben riskieren, aufmerksam zu machen", erklärte Caroline Abu Sa'da, Geschäftsführerin des Schweizer Büros der Organisation.

Trotz "politisch motivierter" Hafenschließungen und rechtlicher Drohungen führe die Organisation mit ihrem Schiff "Ocean Viking" ihre Rettungseinsätze fort, erklärte Right Livelihood. Die Betriebskosten belaufen sich demnach auf 24.000 Euro pro Tag, die vor allem durch private Spenden finanziert werden. 

Einen Alternativen Nobelpreis erhielt auch die ghanaische Aktivistin Eunice Brookman-Amissah. Die Ärztin wurde ausgezeichnet "dafür, dass sie eine umfassende gesellschaftliche Auseinandersetzung über die reproduktiven Rechte von Frauen in Afrika angestoßen" habe, teilte die Right-Livelihood-Stiftung mit. Die 1945 geborene Brookman-Amissah habe den Weg für "liberale Abtreibungsgesetze und einen besseren Zugang zu sicheren Abtreibungen geebnet". 

Brookman Amissah zeigte sich "dankbar", dass "das Bewusstsein für die dramatischen Folgen unsicherer Abtreibungen geschärft wird". Selbst heutzutage handele es sich um ein "kontroverses Thema".

Für ihren mutigen Einsatz für den Umweltschutz und sichere Lebensgrundlagen wurde die kambodschanische Jugendorganisation Mother Nature Cambodia ausgezeichnet. Trotz zusehends härteren Vorgehens der Regierungsbehörden würden die Aktivisten mit den örtlichen Gemeinschaften zusammenarbeiten und hätten so dazu beigetragen, "zahlreiche Umweltverstöße im Land aufzudecken und zu beenden", teilte Right Livelihood mit. Der Preis gebühre nicht nur der Gruppe, sondern allen ihren Unterstützern in Kambodscha, erklärte Sun Ratha, Finanzchefin von Mother Nature.

Weiter bekam die kenianische Umweltaktivistin Phyllis Omido eine Auszeichnung "für ihren bahnbrechenden Einsatz für die Land- und Umweltrechte lokaler Gemeinschaften und die Weiterentwicklung des Umweltrechts". Durch Omidos Einsatz und juristische Schritte seien "wichtige Präzedenzfälle" für das Recht auf saubere und gesunde Umwelt geschaffen worden, erklärte die Right-Livelihood-Stiftung. "Dank Omidos Engagement wurden inzwischen 17 toxische Industrieanlagen in Kenia geschlossen." Der Preis werde den Menschen in den Gemeinden Hoffnung geben, dass sie nicht allein dastünden, erklärte die Aktivistin.

"Was wir bei allen Preisträgern sehen, ist, dass sie für Menschen arbeiten, die ignoriert werden", sagte Stiftungsleiter von Uexküll. Sie "verändern aktiv die Machtstrukturen", um sicherzustellen, dass diese Menschen weltweit Gehör fänden. Diese Aktivisten seien sehr mutig - aber es seien auch "Menschen wie du und ich", fuhr Uexküll fort. Die vielleicht wichtigste Botschaft sei deshalb, dass jeder Veränderungen anstoßen könne.

Der Alternative Nobelpreis würdigt den Einsatz für Frieden, Nachhaltigkeit oder Gerechtigkeit. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der frühere US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden und die Umweltaktivistin Greta Thunberg.

oer/ju


© Agence France-Presse