Münsterland/Emscher-Lippe-Region. - Die Talfahrt der regionalen Wirtschaft ist noch nicht beendet, eine Trendwende nicht in Sicht. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK Nord Westfalen. „Die Stimmung in der Wirtschaft ist insgesamt schlecht, die Verunsicherung aufgrund der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiterhin groß“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel heute (18. Oktober) in Münster bei der Vorstellung der Umfrageergebnisse. Sowohl ihre Geschäftslage als auch ihre Erwartungen an die Geschäftsentwicklung in den nächsten sechs Monaten bewerten die Unternehmen im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region deutlich schlechter als vor einem halben Jahr.
Der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als gut bezeichnen, liegt nur noch bei einem Viertel. Das ist ein Rückgang um zwölf Prozentpunkte. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Betriebe, die die Geschäftslage als schlecht bewerten, verdoppelt. Er liegt jetzt bei 21 Prozent. Auch die Aussichten sind nach Einschätzung der Unternehmen nicht gut. Der Anteil der Unternehmen, die bessere Geschäfte erwarten, fiel auf knapp 14 Prozent. Umgekehrt stieg der Anteil derjenigen, die davon ausgehen, dass die Geschäfte noch schlechter laufen werden, um 16 Punkte auf jetzt 35 Prozent.Entsprechend ist der IHK-Konjunkturklimaindikator, der die derzeitige Geschäftslage und die Zukunftserwartungen der Unternehmen in einem Wert zusammenfasst, „massiv eingebrochen“, wie Jaeckel betonte. Der Index fiel von 112 auf aktuell 91 Punkte und liegt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt (113 Punkte).
Vor allem die schwache Nachfrage aus dem Inland prägt die Situation. Sie legt bei der Bewertung der Konjunkturrisiken am stärksten zu (+13 Prozentpunkte) und gehört für mehr als 60 Prozent der Unternehmen zu den derzeit größten Problemen. Sie liegt damit hinter dem Fachkräftemangel (68 Prozent) auf dem zweiten Rang im Ranking der Konjunkturrisiken, noch vor den Arbeitskosten (51 Prozent) sowie den Energie- und Rohstoffpreisen (50 Prozent).
„Viele Unternehmen konnten den Energiepreisschock bislang offenbar gut abfedern“, berichtete Jaeckel aus den Umfrageergebnissen. Über die Hälfte der Unternehmen hat auf die gestiegenen Energiepreise mit Maßnahmen zum Energiesparen (58 Prozent) und zur Erhöhung der Energieeffizienz (54) reagiert. Rund 52 Prozent konnten die gestiegenen Energiepreise zudem an ihre Kunden weitergeben. Wohl auch deshalb, so der IHK-Hauptgeschäftsführer, bezeichnen nach wie vor fast zwei Drittel (60 Prozent) der Unternehmen ihre finanzielle Situation als „unproblematisch“. Das dürfe jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass vor allem für kleinere Betriebe aufgrund von Liquiditätsengpässen und des Rückgangs beim Eigenkapital „die Luft immer dünner wird“.
Besonders angeschlagen zeigt sich die Industrie. „Die Lieferketten funktionieren wieder besser“, so Jaeckel, „aber die Auftragszahlen gehen zurück“. Fast jeder dritte Industriebetrieb bewertet seine Lage als schlecht (31 Prozent), fast die Hälfte (44) erwartet eine weitere Verschlechterung. „Die erhöhten Preise für Energie schwächen insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrie“, unterstrich der IHK-Hauptgeschäftsführer angesichts sinkender Produktionszahlen.
Entsprechend schlecht ist auch das Investitionsklima in der regionalen Wirtschaft. Der Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen erhöhen wollen, ist um neun Punkte auf 22 Prozent gesunken. Umgekehrt stieg der Anteil der Unternehmen, die weniger als bisher investieren wollen, auf 29 Prozent (+ 11 Punkte). „Auch auf dem Arbeitsmarkt ist der anhaltende Wirtschaftsabschwung angekommen“, warnte Jaeckel mit Blick auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen. Die Spuren seien „noch vergleichsweise moderat“. Doch der Anteil der Unternehmen, die die Beschäftigung erhöhen wollen, ist um neun Punkte auf 15 Prozent gesunken, während der Anteil der Unternehmen, die mit weniger Personal planen, kräftig gestiegen ist. Und zwar um 13 Punkte auf jetzt 25 Prozent.
Internet-Tipp: Der komplette IHK-Konjunkturbericht zum Download: www.ihk.de/nordwestfalen/konjunktur
Foto/Bildzeile: Dr. Fritz Jaeckel, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen
Foto: Mensing/IHK Nord Westfalen