Christiane Benner ѡ ist die erste Frau an der Spitze der IG Metall.
Die Delegierten der Gewerkschaft wählten die 55-Jährige am Montag in Frankfurt mit 96,4 Prozent der Stimmen zur neuen Vorsitzenden. In ihrer Rede forderte Benner mehr Einfluss der mitgliederstärksten deutschen Gewerkschaft in den Unternehmen ein: "Wir brauchen mehr Mitbestimmung bei der strategischen Ausrichtung."
Der scheidende IG-Metall-Chef Jörg Hofmann lobte Benners Kompetenz und ihre "Strahlkraft nach innen und außen". Den Vorstand werde die bisherige Zweite Vorsitzende künftig mit "neuen Formen der Zusammenarbeit" hin zu einem "stärkeren Führen im Team" leiten. Benner verwies auf ihre Erfahrung als Handballspielerin: Sie sei "Teamplayerin".
In ihrer kurzen Ansprache an die Delegierten vor ihrer Wahl kündigte sie an, als IG-Metall-Chefin "arbeitenden Menschen eine starke Stimme, eine stärkere Stimme" geben zu wollen. Beim Umbau der Wirtschaft "kommen wir zu wenig vor". Sie wolle "dass wir mehr gesehen werden, dass wir mehr gefragt werden".
Die IG Metall fordere einen "aktiven Staat" und Arbeitgeber, die ihren Auftrag aus dem Grundgesetz wahrnähmen: Eigentum verpflichtet, sagte Benner weiter. Die Gewerkschaft wolle mitbestimmen, bei neuen Arbeitsplätzen und bei der Produktion. Nötig sei "mehr Mitbestimmung bei der strategischen Ausrichtung der Unternehmen".
SPD-Chefin Saskia Esken nannte Benner einen "Glücksfall für die IG Metall und für unser Land". Sie sei "ein wichtiges Rollenmodell und Vorbild für Millionen Mädchen und junge Frauen", sagte Esken der "Rheinischen Post".
CDU-Chef Friedrich Merz gratulierte per Eintrag im Kurznachrichtendienst X: "Es freut mich sehr, dass erstmals eine Frau an der Spitze der größten Gewerkschaft Deutschlands steht", schrieb er dort. Die CDU wünsche "viel Erfolg bei Ihrer wichtigen Arbeit".
Der Gewerkschaftstag und die Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder wurde kurz nach Benners Wahl wegen eines Notfalls im Saal für rund anderthalb Stunden unterbrochen. Die Wahl der weiteren Vorstandsmitglieder wurde am Nachmittag fortgesetzt. Zum neuen Zweiten Vorsitzenden wählten die Delegierten mit 95,6 Prozent der Stimmen den bisherigen Hauptkassierer der Gewerkschaft, Jürgen Kerner.
In seiner Ansprache betonte Kerner eine der aktuell wichtigsten Forderungen der Gewerkschaft: die nach einem subventionierten Industriestrompreis. "Wir erwarten eine klare Aussage von Olaf Scholz, wenn er morgen kommt", sagte er mit Blick auf das Grußwort des Bundeskanzlers beim Gewerkschaftstag am Dienstag. Andernfalls werde die IG Metall mit einem "bundesweiten Aktionstag" am 24. November "der Regierung Dampf machen".
ilo/pe/pw © Agence France-Presse