Zum Inhalt springen
OZD.news - News und Nachrichten zum Nachschlagen

Macron fordert in Israel internationale Allianz gegen die Hamas

Macron fordert in Israel internationale Allianz gegen die Hamas

Während Israel erneut heftige Angriffe auf den Gazastreifen flog, hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Jerusalem für den Aufbau einer internationalen Allianz für den Kampf gegen die Hamas geworben. 

Die radikalislamische Palästinenserorganisation ließ ihrerseits zwei als Geiseln genommene israelische Frauen frei, die sich am Dienstag erstmals zu den Bedingungen ihrer Gefangenschaft äußerten. 

"Frankreich ist dazu bereit, dass die internationale Allianz gegen den Islamischen Staat, zu der wir uns für den Einsatz im Irak und in Syrien zusammengetan haben, auch die Hamas bekämpfen kann", 

sagte Macron nach einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Die internationale Allianz gegen die Dschihadistenmiliz IS war 2014 von den USA auf den Weg gebracht worden, um den Kampf gegen die Islamisten im Irak und in Syrien zu unterstützen. Sie umfasst sowohl westliche als auch arabische Staaten. 

Die Erfahrungen mit dieser Allianz solle nun genutzt werden, betonte der Elysée ѡ . Die Anti-IS-Allianz habe etwa auch Soldaten ausgebildet, Informationen geteilt und die Finanzierung des Terrorismus bekämpft. 

Macron mahnte zudem eine politische Lösung an. "Die Sicherheit Israels kann nicht dauerhaft sein ohne eine entschiedene Wiederaufnahme des politischen Prozesses mit den Palästinensern", sagte er.  Der französische Präsident wollte später in Ramallah als erster westlicher Staatschef seit Beginn des Krieges mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas zusammentreffen. Danach wollte er nach Amman reisen, um dort den jordanischen König Abdullah II. zu treffen.

Nach Angaben der Hamas wurden bei neuen nächtlichen Luftangriffen mindestens 140 Menschen getötet. Hunderte weitere seien verletzt worden, teilte die radikalislamische Organisation mit, deren Angaben sich unabhängig nicht überprüfen lassen. Die Gesamtzahl der Toten sei auf 5791 gestiegen. Unter ihnen seien 2360 Kinder. 

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi bekräftigte den Willen der israelischen Armee, die radikalislamische Palästinenserorganisation auszuschalten. "Wir wollen die Hamas, ihre Führung, ihren militärischen Arm und ihre Funktionsmechanismen vollständig zerschlagen", sagte er in einer Videobotschaft im Onlinedienst X, vormals Twitter. 

Die am Montagabend von der Hamas freigelassene 85-jährige Israelin Jocheved Lifschitz berichtete unterdessen, dass sie während der Geiselnahme geschlagen, später aber gut behandelt worden sei. Die Hamas-Kämpfer hätten sie auf einem Motorrad abtransportiert und ihr "sehr wehgetan", sagte Lifschitz  in einem Krankenhaus in Tel Aviv. 

Anders sei es während der Gefangenschaft gewesen: "Sie haben uns gut behandelt und sich um alle unsere Bedürfnisse gekümmert", sagte Lifschitz. "Sie hatten alles, was Männer und Frauen brauchen - sogar Shampoo."

Lifschitz war gemeinsam mit der 79 Jahre alten Nurit Cooper und den beiden Ehemännern beim Großangriff der Hamas am 7. Oktober im Kibbuz Nir Os als Geisel genommen worden. Katar und Ägypten hatten die Freilassung vermittelt. Die beiden Ehemänner werden weiterhin mit mehr als 220 weiteren Geiseln im Gazastreifen festgehalten. Am Freitag hatte die Hamas erstmals zwei US-Bürgerinnen aus der Geiselhaft entlassen.

Die israelische Armee warf Flugblätter über dem Gazastreifen ab, um die Bevölkerung aufzufordern, Hinweise auf Geiseln zu geben. Im Gegenzug wurde eine finanzielle Belohnung und "völlige Diskretion" zugesichert. Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, erklärte, dass die Bodenoffensive der israelischen Armee vor allem wegen der Geiseln noch nicht begonnen habe. "Wir geben jetzt Zeit, damit die Geiseln wieder zurück nach Hause kommen können", sagte der Diplomat bei RTL und ntv.

 

Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamad Al-Thani, warf den Verbündeten Israels unterdessen vor, Israel "bedingungslos grünes Licht und die freie Lizenz zum Töten" zu geben. "Es sollte in unserer Zeit nicht erlaubt sein, das Abschalten von Wasser und die Verhinderung der Lieferung von Medikamenten und Nahrungsmitteln als Waffen gegen eine ganze Bevölkerung einzusetzen", betonte er. 

Seit Samstag sind etwa 50 Lastwagen mit Hilfsgütern im Gazastreifen eingetroffen. Nach UN-Angaben wären etwa 100 Lastwagen am Tag nötig, um die Bevölkerung mit dem Nötigsten zu versorgen. Von den 2,4 Millionen Einwohnern sind derzeit etwa 1,4 Millionen auf der Flucht, können den Gazastreifen aber nicht verlassen. Nach Angaben der WHO sind ein Drittel der Krankenhäuser im Gazastreifen nicht funktionsfähig, und es gibt nicht genügend Treibstoff für Krankenwagen. 

Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei nach Regierungsangaben etwa 1400 Menschen getötet und mehr als 220 als Geiseln genommen. Bei israelischen Gegenangriffen auf den Gazastreifen starben nach Hamas-Angaben vom Dienstag mehr als 5700 Menschen.

kol/jes  © Agence France-Presse