Bei einer Kundgebung in Istanbul hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem Westen vorgeworfen,
"der Hauptschuldige an den Massakern im Gazastreifen" zu sein.
Abgesehen von "einigen mit Gewissen, die ihre Stimme erhoben" hätten, seien diese "Massaker ausschließlich das Werk des Westens", sagte Erdogan am Samstag auf einer pro-palästinensischen Kundgebung in Istanbul.
Mit der Kundgebung seiner konservativ-islamischen Partei AKP auf dem ehemaligen Flughafengelände Atatürk in Istanbul wolle die Türkei "laut und deutlich bekräftigen, dass wir an der Seite des palästinensischen Volkes gegen die Verfolgung durch Israel stehen", hatte Erdogan zuvor erklärt.
In
seiner Rede vor mehreren hunderttausend Teilnehmern attackierte Erdogan
den Westen scharf. "Ihr habt um die getöteten Kinder in der Ukraine
getrauert, warum schweigt ihr angesichts der getöteten Kinder im
Gazastreifen", sagte Erdogan. Zudem warf er westlichen Ländern vor,
"eine Kreuzzugs-Atmosphäre" gegen Muslime herbeizuführen. Israel warf
Erdogan erneut "Kriegsverbrechen" vor.
Bereits zuvor hatte der türkische Staatschef Israel angesichts der verstärkten Angriffe im Gazastreifen aufgefordert, "den Wahnsinn" unverzüglich zu stoppen. "Die Bombardierungen in der vergangenen Nacht haben sich erneut gegen Frauen, Kinder und unschuldige Zivilisten gerichtet und die humanitäre Krise verschärft", erklärte Erdogan am Samstag im Onlinedienst X, vormals Twitter. "Israel muss diesen Wahnsinn sofort stoppen und die Angriffe beenden."
Erdogan hatten in den vergangenen Tagen seinen Ton im Hinblick auf die israelischen Angriffe auf den Gazastreifen verschärft. Einen geplanten Besuch in Israel sagte er ab. Zudem warf er den westlichen Ländern vor, sie seien "unfähig, Israel zu stoppen". Der türkische Präsident sagte, in der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas keine Terrororganisation zu sehen, sondern eine "Gruppe von Befreiern", die ihr Land verteidigt.
Die im Gazastreifen herrschende Hamas hatte am 7. Oktober einen Großangriff auf Israel gestartet und dabei nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet. Zudem verschleppten die schwer bewaffneten Islamisten 229 Menschen als Geiseln.
Als Reaktion auf den Großangriff riegelte Israel den Gazastreifen ab und startete massive Luftangriffe auf mutmaßliche Hamas-Ziele. Seit Beginn des Kriegs wurden nach Angaben des von der Hamas geleiteten Gesundheitsministeriums inzwischen mehr als 7300 Menschen getötet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
kas/jes © Agence France-Presse