Der Anstieg der Verbraucherpreise in Deutschland hat sich im Oktober weiter deutlich abgeschwächt.
Die Inflationsrate lag voraussichtlich bei 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag in einer ersten Schätzung mitteilte. Im September waren die Verbraucherpreise noch um 4,5 Prozent gestiegen, im August um 6,1 Prozent.
Dämpfend auf die Inflationsrate wirkten im Oktober vor allem die Energiepreise, wie die Statistiker erläuterten. Sie gingen um 3,2 Prozent im Vergleich zum Oktober 2022 zurück. Zuletzt waren die Energiepreise im Vorjahresvergleich im Januar 2021 gesunken.
Wesentlich teurer als vor einem Jahr waren dagegen Nahrungsmittel. Hier stiegen die Preise um 6,1 Prozent. Allerdings schwächte sich der Preisauftrieb hier ab: Im September waren die Nahrungsmittelpreise noch um 7,5 Prozent gestiegen, im August um 9,0 Prozent und im Juli um 11,0 Prozent.
Die
Dienstleistungen verteuerten sich im Oktober um 3,9 Prozent. Die
Teuerung ohne Nahrungsmittel und Energie - die sogenannte Kerninflation -
lag bei voraussichtlich 4,3 Prozent.
"Das Abschmelzen der Inflation in den Herbstmonaten ist eine gute Nachricht", erklärte der Chefvolkswirt der DZ Bank, Michael Holstein. Der Rückgang sei stark durch die Entwicklung vor Jahresfrist geprägt: Im September und Oktober des vergangenen Jahres waren vor allem die Preise für Energie und Nahrungsmittel stark angestiegen. "Diese Aufwärtsschübe fallen nun aus der Jahresrate der Verbraucherpreise heraus und dämpfen die aktuelle Teuerung."
In den kommenden Monaten seien "Bewegungen auf diesem Niveau aber nicht mehr zu erwarten", fuhr Holstein fort. Die Inflation werde wohl weiterhin oberhalb der Drei-Prozent-Marke bleiben, so seine Erwartung.
Die Geldpolitik-Expertin des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Silke Tober, rechnet dagegen damit, dass der "Sinkflug der Inflation" sich in der Tendenz in den kommenden Monaten fortsetzen wird. "Denn vor allem bei Lebensmitteln, Erdgas und Strom sind noch längst nicht alle Rückgänge bei den Weltmarktpreisen an die Verbraucher weitergegeben."
Für das Frühjahr 2024 sei eine Zwei vor dem Komma in Sicht, erwartet Tober. Es sei daher "höchste Zeit" für die Europäische Zentralbank (EZB) gewesen, die Zinserhöhungen zu beenden. Die EZB hatte in der vergangenen Woche nach zehn Erhöhungen in Folge eine Zinspause eingelegt und die Leitzinsen unverändert gelassen.
ilo/pe © Agence France-Presse