Der Preisauftrieb in den Euro-Ländern hat sich deutlich verlangsamt, die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) lastet jedoch auch spürbar auf der Wirtschaftsleistung.
Die Inflationsrate im Euroraum sank im Oktober auf 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das EU-Statistikamt Eurostat am Dienstag aufgrund einer Schnellschätzung mitteilte. Die Wirtschaft der 20 Länder mit dem Euro schrumpfte zwischen Juli und September um 0,1 Prozent.
Im September hatte die Inflation in den Euro-Ländern noch bei 4,3 Prozent gelegen. Hauptgrund des Rückgangs auf nun 2,9 Prozent ist eine massive Entspannung bei den Energiepreisen, während die Lebensmittelpreise weiter stiegen. Der Preisverfall bei Energie beschleunigte sich im Oktober auf minus 11,1 Prozent. Lebensmittel, Alkohol und Tabak verteuerten sich dagegen um 7,5 Prozent. Dienstleistungen kosteten 4,6 Prozent mehr.
Die Inflationsrate für Deutschland gab Eurostat für Oktober mit 3,0 Prozent an. Das Statistische Bundesamt geht nach Angaben vom Montag von einer Teuerungsrate von 3,8 Prozent im Jahresvergleich aus, was an einer anderen Berechnungsmethode liegt.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den 20 Ländern mit der Gemeinschaftswährung ging im dritten Quartal um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zurück, wie das EU-Statistikamt mitteilte. Wachstumsbremse ist vor allem Deutschland als größte Volkswirtschaft. Dort ging das BIP im dritten Quartal um 0,1 Prozent zurück. Auch Frankreich verzeichnete nur ein mageres Wachstum von 0,1 Prozent, die italienische Wirtschaft stagnierte.
Am deutlichsten schrumpfte die Wirtschaft zwischen Juli und September in Irland mit minus 1,8 Prozent. Auch Österreich verzeichnete mit 0,6 Prozent ein klares Minus. In Tschechien und Portugal schrumpfte die Wirtschafte ebenfalls. In Spanien und Belgien legte das BIP dagegen zu. Auch im Schnitt aller 27 EU-Länder wuchs die Wirtschaftsleistung leicht um 0,1 Prozent.
Die schwache Konjunktur und die Inflationsrate, die sich wieder dem Zwei-Prozent-Ziel der EZB annähert, erhöhen nun den Druck auf die Notenbanker. Bislang hält die EZB - trotz einer ersten Pause der Zinsanhebungen im Oktober - grundsätzlich an ihrem Kurs fest, die Inflation weiter einzudämmen.
"Die Inflation in der Eurozone ist in einen Sinkflug übergegangen und weist damit auch den Weg für die EZB", erklärte Robert Greil vom Münchener Bankhaus Merck Finck. "Wir denken, dass die EZB bereits im April mit Zinssenkungen beginnen wird", meint auch Tomas Dvorak, leitender Ökonom bei Oxford Economics. Die Inflation werde in absehbarer Zeit auf unter zwei Prozent sinken.
"Der rapide Rückgang der Inflationsrate spiegelt vor allem die Entspannung an den Energiemärkten seit dem vergangenen Sommer wider", erklärte hingegen die Chefvolkswirtin der Förderbank KfW, Fritzi Köhler-Geib. "Auch wenn der Verbraucherpreisanstieg jetzt sogar unter drei Prozent liegt, ist es für eine Entwarnung noch zu früh." Der Krieg in Nahost berge zudem "Aufwärtsrisiken für die Inflation". Bislang sei der Effekt auf die Energiepreise allerdings gering.
pe/ilo
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