Die türkische Polizei hat am Sonntag eine pro-palästinensische Kundgebung nahe des US-Luftwaffenstützpunktes Incirlik aufgelöst. Dabei setzten die Beamten Tränengas ein, wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete. Demnach schritten die Beamten erst dann ein, als die Demonstranten begannen, sich auf den Stützpunkt zuzubewegen.
Auf Bildern in Onlinenetzwerken war zu sehen, wie mehrere hundert Menschen palästinensische Fahnen schwenkten und über ein Feld liefen, während die Polizei den Protestierenden folgte und dabei offenbar auch einen Wasserwerfer einsetzte. Berichte über Verletzte oder Festnahmen gab es zunächst nicht. Die USA äußerten sich zunächst nicht zu dem Vorfall.
Zeitgleich zu der Demonstration in Incirlik kam es laut einem AFP-Fotografen vor Ort auch in der türkischen Hauptstadt Ankara zu Protesten mit rund tausend Teilnehmern vor der US-Botschaft.
Die Demonstranten fanden vor einem Türkei-Besuch von US-Außenminister Antony Blinken statt. Er wurde am Sonntagabend in Ankara erwartet. Am Montag will er dort seinen türkischen Kollegen Hakan Fidan zu Gesprächen über den Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas treffen.
Der Militärflughafen im Südosten des Landes gehört dem Nato-Mitglied Türkei. Er ist aber auch ein zentrales Drehkreuz für die US-Luftwaffe in der Region.
Die dortige Demonstration war von der türkischen Stiftung für Internationale Humanitäre Hilfe (IHH) ѡ organisiert worden. Die IHH hatte im Jahr 2010 eine Flottille gechartert, um die israelische Seeblockade zu durchbrechen und Hilfsgüter in den Gazastreifen zu bringen. Beim Entern des türkischen Schiffes "Mavi Marmara" töteten israelische Soldaten damals zehn türkische Aktivisten.
Kritiker werfen der IHH vor, der im Gazastreifen herrschenden Hamas nahezustehen. Ihr entsprechender Verein in Deutschland ist aus diesem Grund seit 2010 verboten.
Die Hamas hatte vor vier Wochen Israel überfallen und in einer Reihe von Ortschaften und bei einem Musikfestival Gräueltaten vor allem an Zivilisten verübt, darunter an vielen Frauen und Kindern.
Nach israelischen Angaben wurden bei dem Hamas-Angriff rund 1400 Menschen getötet und mehr als 240 weitere Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Israel erklärte der Hamas, die auch in den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft ist, daraufhin den Krieg und nahm den Gazastreifen unter Dauerbeschuss. Dabei wurden nach jüngsten Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, mehr als 9700 Menschen getötet.
kas/dja
© Agence France-Presse
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