Der Fachbereichsrat der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Münster hat in seiner Sitzung am 14. November 2023 beschlossen, sich von der am 17. Januar 1991 verliehenen Ehrenpromotion an Bischof Dr. Reinhard Lettmann zu distanzieren. Grund dafür sind Ergebnisse der 2022 veröffentlichten Studie „Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche“, die Reinhard Lettmann ein „intensives Leitungs- und Kontrollversagen“ im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch durch Priester im Bistum Münster bescheinigen. Es folgt die Erklärung der Fakultät im Wortlaut:
„Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Münster distanziert sich von der 1991 verliehenen Ehrendoktorwürde an Bischof Dr. Reinhard Lettmann. Vor dem Hintergrund unseres heutigen Wissens über Lettmanns Umgang mit Tätern und Opfern sexuellen Missbrauchs durch Priester im Bistum Münster hätte sie nicht verliehen werden dürfen. Es macht uns als Fakultät sehr betroffen, dass durch Bischof Lettmann fahrlässig eingesetzte Priester Menschen tiefe seelische Verletzungen zugefügt und Biografien zerstört haben.
Reinhard Lettmann hatte in seinen Funktionen als Generalvikar (1967–1973), Weihbischof (1973–1980) und Bischof (1980–2008) entscheidenden Einfluss auf den Umgang mit Tätern und Opfern sexuellen Missbrauchs. Dies zeigen die Ergebnisse der 2022 veröffentlichten Studie ‚Macht und sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche. Betroffene, Beschuldigte und Vertuscher im Bistum Münster seit 1945‘, die wir als Fakultät im April 2023 auf zwei Studientagen diskutiert haben. Mit seinem in mehreren Fällen grob fahrlässigen Verhalten hat es Bischof Reinhard Lettmann Tätern ermöglicht, neue Opfer zu suchen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass Lettmann keine erkennbare Empathie für die Opfer aufbrachte, den direkten Kontakt vermied und die Personalverantwortung delegierte.
Der Fachbereichsrat begründete 1990 die Ehrenpromotion für Bischof Lettmann mit dessen bischöflichem Wirken im Geist des II. Vatikanischen Konzils. Das ist für unsere Fakultät heute beschämend, denn Bischof Lettmann ist seiner bischöflichen Verantwortung nicht so nachgekommen, wie es seine Pflicht gewesen wäre. Die Fakultät ist sich ihrer Schuld bewusst. Als Konsequenz werden wir unsere theologische Arbeit in Zukunft sehr sorgfältig auf Verstrickungen in und die Ermöglichung von Formen des Machtmissbrauchs prüfen.“Universität Münster