Die Lokführergewerkschaft GDL hat erneut kurzfristig zu einem Warnstreik bei der Deutschen Bahn und weiteren Eisenbahnunternehmen aufgerufen. Der Arbeitsausstand beginne am Donnerstagabend um 18.00 Uhr für den Güterverkehr, um 22.00 Uhr für den Personenverkehr und ende am Freitagabend um 22.00 Uhr, erklärte die Gewerkschaft am Mittwoch. Sie verwies insbesondere auf die Weigerung der Bahn, über eine Arbeitszeitabsenkung zu verhandeln. Die Bahn reagierte mit Unverständnis und forderte die Absage des Warnstreiks.
Neben der Deutschen Bahn werden nach GDL-Angaben die Unternehmen Transdev, der AKN Eisenbahn, City-Bahn Chemnitz und acht Personaldienstleister bestreikt. Die Verhandlungen mit Transdev, das in mehreren Bundesländern Regionalstrecken betreibt, hatte die Gewerkschaft kurz zuvor für gescheitert erklärt, die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn bereits vor knapp zwei Wochen.
Die Deutsche Bahn geht von "massiven Auswirkungen des GDL-Streiks auf den Bahnbetrieb aus", wie es in einer Erklärung hieß. Sie kündigte an, die Kunden so schnell und umfassend wie möglich zu informieren.
"Die Lokführergewerkschaft vermiest Millionen unbeteiligten Menschen das zweite Adventswochenende", erklärte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler. "Ein Streik so kurz nach dem Wintereinbruch und so kurz vor dem Fahrplanwechsel ist verantwortungslos und egoistisch." Anstatt zu verhandeln, streike die Lokführergewerkschaft "für unerfüllbare Forderungen. Das ist absolut unnötig."
Die GDL fordert eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von derzeit 38 Stunden auf 35 Stunden bei vollem Lohnausgleich. Die DB lehnte dies angesichts des Fachkräftemangels als nicht machbar ab. "Damit ignorieren die Unternehmen nicht nur die berechtigten Bedürfnisse der eigenen Beschäftigten", erklärte nun GDL-Chef Claus Weselsky. "Sie torpedieren zudem die dringend nötigen Maßnahmen zu einer erfolgreichen Personalgewinnung."
Die Gewerkschaft fordert außerdem bei einem Jahr Laufzeit 555 Euro mehr Lohn und 3000 Euro Inflationsprämie. Die Bahn hat bislang ein Angebot unterbreitet, das elf Prozent mehr Lohn und eine Inflationsprämie von bis zu 2850 Euro vorsieht - gestreckt auf eine Laufzeit von 32 Monaten. Parallel läuft derzeit noch eine Urabstimmung der GDL-Mitglieder über häufigere und längere Arbeitskämpfe.
"Wir sind zu jeder Zeit und an jedem Ort verhandlungsbereit", betonte DB-Personalvorstand Seiler am Mittwoch. "Es gäbe so viel zu tun: Endlich die Weihnachtsfrage klären, unser 11-Prozent-Angebot ausgestalten und an Lösungen für Mitarbeitende und Kunden arbeiten."
mt/ck
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