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Abwanderung der Produktion von Pharmaprodukten stoppen

Bundesregierung will Arzneiproduktion in Deutschland attraktiver machen oder erst ermöglichen?

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch einen Aktionsplan verabschiedet, um Deutschland als Standort für die Pharmaindustrie attraktiver zu machen. Das Vorhaben solle die Rahmenbedingung für die Herstellung und Entwicklung von Arzneimitteln verbessern, die Digitalisierung im Gesundheitswesen vorantreiben und Anreize für die Ansiedlung von Produktionsstätten in Deutschland setzen, teilte das Bundesgesundheitsministerium in Berlin mit. Deutschland wolle "im Wettbewerb der Wissenschaft international wieder ganz oben mitspielen", erklärte Ressortchef Karl Lauterbach (SPD).

Mit dem Aktionsplan reagiert die Bundesregierung auf Lieferengpässe bei manchen Arzneimitteln in letzter Zeit. Die Produktion vieler wichtiger Arzneimittel war in den vergangenen Jahren an billigere Standorte wie etwa China oder Indien abgewandert. Probleme mit Lieferketten und anderem hatten dazu geführt, das manche Mittel in Deutschland zeitweise knapp wurden oder gar nicht mehr zu haben waren. Die neue Strategie soll solche Abhängigkeiten vom Weltmarkt verringern.

Der Aktionsplan sieht vor, dass die Bundesregierung neue Förderinstrumente prüft, um den Aufbau neuer Produktionsstätten zu unterstützen. Die Entwicklung von knappen Medikamenten - etwa Antibiotika oder Arzneimittel für seltene Erkrankungen - soll besonders gefördert werden. Am Bundesinstitut für Arzneimittel soll eine neue Bundes-Ethik-Kommission eingerichtet werden, die rasch über wichtige Forschungsanträge entscheidet. Ergebnisse der medizinischen Forschung sollen schneller an die Pharmaindustrie übermittelt werden.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) erklärte zur Verabschiedung der Strategie: "Unser Anspruch ist es, unser Land wieder zu einem attraktiven Standort für Forschung, Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln zu machen." Der Aktionsplan solle "zur medizinischen und gesundheitlichen Souveränität unseres Landes beitragen".

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) betonte, die Industrie solle "forschungs- und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen schaffen und bürokratische Hürden abbauen." Sie fügte hinzu: "Nur so kann der Pharmastandort Deutschland langfristig erfolgreich bleiben."

In dem nun verabschiedeten Strategiepapier heißt es, dass in den vergangenen Jahren "der Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland im internationalen Bereich an Attraktivität verloren" habe. Die Globalisierung und starker Kostendruck hätten "bei einer Vielzahl von Wirkstoffen und Arzneimitteln bereits zu einer Abwanderung" der Produktion geführt. 

Im Jahr 2020 seien bereits 60 Prozent der Wirkstoffe zugelassener Arzneimittel in Asien produziert worden, heißt es in dem Dokument weiter. 20 Jahre zuvor seien es nur 30 Prozent gewesen. "Diese Entwicklung birgt das Risiko von strategischen Abhängigkeiten und steigert die Gefahr von Lieferkettenunterbrechungen und somit das Risiko von Liefer- und Versorgungsengpässen." Die neue Strategie solle dieser Entwicklung entgegenwirken.

pw/mt


© Agence France-Presse