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Das "Neue Jahr" beginnt so wie das "Alte Jahr" endete

Neues Jahr beginnt mit Raketenangriffen auf Israel und weiterem Beschuss im Gazastreifen

Das neue Jahr hat in Israel mit Raketenangriffen der Hamas und im Gazastreifen mit weiterem Beschuss durch die israelische Armee begonnen. Die Angriffe auf den Süden Israels und die Stadt Tel Aviv begannen am Sonntag exakt um Mitternacht (Ortszeit, 22 Uhr MEZ), wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten. Bei nächtlichen Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen starben nach palästinensischen Angaben mindestens 24 Menschen.

Das israelische Militär bestätigte die Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Tel Aviv und den Süden des Landes, machte zunächst aber keine Angaben zu möglichen Opfern und Schäden. In Tel Aviv wurden die Raketen den AFP-Journalisten zufolge vom Flugabwehrsystem abgefangen. 

Viele der Menschen, die sich für Silvesterfeiern auf den Straßen versammelt hatten, versuchten, sich in Sicherheit zu bringen. "Es war schrecklich. Verrückt, dass wir noch am Leben sind", sagte der 26-jährige Gabriel Zemelman, der mit Freunden in einer Bar in Tel Aviv gefeiert hatte, gegenüber AFP.

Der militärische Flügel der Hamas, die Essedin al-Kassam-Brigaden, bekannte sich in einem Video in Online-Netzwerken zu den Angriffen. Die Palästinenserorganisation erklärte, sie habe M90-Raketen als "Antwort auf die von Israel verübten Massaker an Zivilisten" eingesetzt. Die Hamas habe beschlossen, "das Jahr 2024 mit einem Raketenhagel auf Israel zu beginnen".

Das von der Hamas geführte Gesundheitsministerium im Gazastreifen erklärte derweil, bei nächtlichen israelischen Angriffen auf Chan Junis und mindestens sieben weitere Städte in dem gesamten Palästinensergebiet seien mindestens 24 Menschen getötet worden. Am Wochenende waren bereits mindestens 48 Tote gemeldet worden. Die israelische Armee erklärte am Sonntag, sie habe weitere Hamas-Tunnel entdeckt und in einem Kindergarten deponierte Sprengsätze entschärft.

Nach UN-Angaben befinden sich wegen der Kämpfe 85 Prozent der 2,4 Millionen Einwohner des Gazastreifens auf der Flucht. Das Risiko für Krankheiten und eine Hungersnot wächst.

Der 20-jährige Hamdan Abu Arab sagte, er hoffe auf ein besseres Jahr 2024. Kürzlich habe er sich mit Freunden daran erinnert, "wie wir früher ausgegangen und den letzten Tag des Jahres gefeiert haben. Aber dieses Jahr an Silvester gibt es nur Raketen und die sterblichen Überreste von Menschen." 

Der 29-jährige Bassam Hana sagte, er sei "erschöpft", weil er "während diesem Krieg fünf Mal vertrieben" worden sei. "Wir hoffen, dass sich die Dinge 2024 bessern und dass wir leben können wie alle anderen menschlichen Wesen. Zur Zeit leben wir wie Tiere."

Israel und die Hamas befinden sich seit fast drei Monaten im Krieg. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Nach israelischen Angaben wurden etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt, von denen sich 129 noch in der Gewalt der Hamas befinden sollen.

Israel bombardiert seither Ziele im Gazastreifen und begann eine Bodenoffensive. Laut Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seit Kriegsbeginn bis Sonntag mindestens 21.822 Menschen im Gazastreifen getötet, darunter vor allem Frauen und Kinder. 

Nach Angaben der israelischen Armee starben bislang 172 ihrer Soldaten beim Einsatz im Gazastreifen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu stimmte seine Landsleute am Samstag darauf ein, dass der Gaza-Krieg noch "viele Monate" dauern werde, "bis die Hamas ausgeschaltet ist und die Geiseln zurückgebracht werden".

Auf den Vorwurf Südafrikas, Israel begehe im Gazastreifen einen Genozid, entgegnete Netanjahu am Sonntag, sein Land führe einen Krieg, "dessen Gerechtigkeit und Moralität ohne Gleichen ist". Druck erfährt Netanjahu auch im eigenen Land. Am Samstagabend forderten ihn mehr als tausend Demonstranten in Tel Aviv erneut auf, alle Hamas-Geiseln nach Hause nach Israel zu bringen.

Katar und Ägypten, die für Ende November eine einwöchige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ausgehandelt hatten, bemühen sich derzeit um eine weitere Feuerpause und die Freilassung weiterer Geiseln. Die mit der Hamas verbündeten Gruppe Islamischer Dschihad kündigte eine Antwort auf den Vermittlungsvorschlag "in den nächsten Tagen" an.

yb


Adel ZAANOUN und Margaux BERGEY / © Agence France-Presse