Angesichts erster Erfolge im Kampf gegen die Corona-Pandemie mehren sich in europäischen Ländern die Forderungen nach einer Lockerung der strikten Ausgangsbeschränkungen. Spanien unternahm am Montag einen ersten Schritt und öffnete erste Fabriken. Auch in den USA sank die Zahl der neuen Covid-19-Todesfälle, der Corona-Chefberater von Präsident Donald Trump zeigte sich vorsichtig optimistisch. Zugleich kritisierte der Virologe Anthony Fauci, dass die Regierung zu spät auf die Viruskrise reagiert habe.
Nachdem in Spanien alle nicht notwendigen Betriebe zwei Wochen lang geschlossen waren, dürfen Arbeiter im Bauwesen sowie in Fabriken nun wieder arbeiten gehen. Polizisten händigten am Montag an Bahnhöfen Schutzmasken an Arbeiter aus, die den öffentlichen Nahverkehr nutzten.
Die Zahl der neuen Todesfälle sank in Spanien erneut. Binnen 24 Stunden starben 517 Menschen an den Folgen einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus, wie Zahlen der Regierung am Montag zeigten. Hoffnung gab es auch bei der Zahl der Neuinfektionen, diese lag bei 3477 Fällen - der niedrigste Anstieg an einem Tag seit dem 20. März.
Auch in Italien, dem europaweit am schwersten getroffenen Land, gab es Grund zur Hoffnung: Am Sonntag wurde mit 431 die niedrigste Totenzahl binnen 24 Stunden seit mehr als drei Wochen verzeichnet. Seit dem 19. März hatte die Zahl zuvor stets über 500 gelegen. Wegen der Pandemie fand die Ostermesse von Papst Franziskus im Petersdom vor menschenleeren Bänken statt. In seiner erstmals live im Internet übertragenen Ostermesse wandte sich der Papst gegen nationale Egoismen in der Krise und forderte vor allem von den Europäern Solidarität.
Frankreich meldete ebenfalls weniger neue Todesfälle. Ungeachtet dieser Entwicklung sollte die seit bald vier Wochen andauernde Ausgangssperre womöglich über den 10. Mai hinaus verlängert werden. Staatschef Emmanuel Macron, der das weitere Vorgehen am Montagabend in einer Fernsehansprache erläutern wollte, befürworte eine längere Verlängerung, sagten Vertraute des Präsidenten im Vorfeld der Nachrichtenagentur AFP.
In den USA sagte Präsidentenberater Fauci, es hätten Leben gerettet werden können, wenn öffentliche Einrichtungen früher geschlossen worden wären. Es habe anfangs großen Widerstand gegeben, das öffentliche Leben herunterzufahren. Fauci, der bereits sechs US-Präsidenten in Folge beriet, nannte dabei Präsidenten Trump nicht namentlich. Die "New York Times" hatte zuvor geschrieben, Trump habe zu spät reagiert, weil er sich zum einen auf sein Bauchgefühl verlassen und zum anderen den Staatsbediensteten misstraut habe. Der Präsident selbst verurteilte den Zeitungsartikel als "Fake News".
In den USA sind bereits mehr als 22.000 Menschen an den Folgen einer Coronavirus-Infektion gestorben, das Land hat weltweit die höchste Corona-Todes- und Infektionsrate. Dennoch gab es Zeichen für eine leichte Entspannung in der Krise - so sank etwa die Zahl der Todesopfer am zweiten Tag in Folge. Fauci äußerte die vorsichtige Hoffnung, dass die USA möglicherweise im Mai damit beginnen könnten, ihre massiven Abschottungsmaßnahmen etwas zu lockern.
Zu einer tiefen Regierungskrise führte der Kampf gegen die Pandemie in der Türkei. Innenminister Süleyman Soylu bot am Sonntag seinen Rücktritt an - den Präsident Recep Tayyip Erdogan jedoch ablehnte. Soylu hatte am Freitagabend mit nur zwei Stunden Vorlauf angekündigt, dass die Bewohner von 31 Städten, darunter der Hauptstadt Ankara und der Millionenmetropole Istanbul, ihre Wohnungen für einen Zeitraum von 48 Stunden nicht verlassen dürften. Dies hatte großen Unmut und Panikkäufe der Bevölkerung ausgelöst.
China meldete am Montag die höchste Zahl an Coronavirus-Neuinfektionen seit über einem Monat. Insgesamt seien binnen 24 Stunden 108 Menschen mit Corona-Symptomen registriert worden. Bei den meisten Fällen handelt es sich nach offiziellen Angaben um Reisende, die aus dem Ausland in ihre Heimat zurückkehrten. In China hatte die Virus-Pandemie Ende des vergangenen Jahres seinen Ausgang genommen. Inzwischen haben die Behörden den ersten Ausbruch nach eigenen Angaben unter Kontrolle, doch wächst die Sorge vor einer zweiten Welle von Infektionen, die aus dem Ausland eingeschleppt werden.
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Hazel WARD / © Agence France-Presse