Die israelische Armee hat am Donnerstag ihren Militäreinsatz im Gazastreifen fortgesetzt und dabei besonders den Süden des Palästinensergebiets ins Visier genommen. Augenzeugen berichteten von zahlreichen Angriffen auf die Stadt Chan Junis. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas erklärte, mindestens 62 Menschen seien bei Angriffen in der Nacht getötet worden.
Laut dem israelischen Armeesprecher Daniel Hagari gehen die Streitkräfte in dem Gebiet weiterhin "entschlossen über und unter der Erde" vor. Zuvor hatte die Armee mitgeteilt, östlich der Stadt Chan Junis "Tunnelschächte, Tunnelrouten sowie zahlreiche Waffen und Materialien" gefunden sowie "Dutzende von Terroristen" getötet zu haben.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte am Mittwochabend in einer im Fernsehen übertragenen Rede, sein Land habe "nicht die Absicht, den Gazastreifen dauerhaft zu besetzen oder seine Zivilbevölkerung zu vertreiben". Israel kämpfe "gegen Hamas-Terroristen, nicht gegen die palästinensische Bevölkerung, und wir tun dies in voller Übereinstimmung mit dem Völkerrecht", betonte er.
Nach einer Initiative von Südafrika befasst sich der Internationale Gerichtshof in Den Haag ab Donnerstag wegen des israelischen Militäreinsatzes im Gazastreifen mit Völkermord-Vorwürfen gegen Israel.
Unterdessen reiste US-Außenminister Antony Blinken im Rahmen seiner Nahost-Reise zu Gesprächen mit dem ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi nach Kairo. Gemeinsam mit den USA und Katar spielte Ägypten eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung einer siebentägigen Feuerpause im Krieg zwischen Israel und der Hamas Ende November.
Blinken absolviert zurzeit seine vierte Reise im Nahen Osten seit Beginn des Krieges. Diese umfasste bereits Etappen in der Türkei, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel. Bei einem Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas sicherte Blinken die Unterstützung der USA für "konkrete Schritte" hin zu einem palästinensischen Staat zu.
Israel und die Hamas befinden sich seit mehr als drei Monaten im Krieg. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Nach israelischen Angaben wurden etwa 1140 Menschen getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Israel erklärte der Hamas daraufhin den Krieg und greift den Gazastreifen seither massiv an. Nach nicht unabhängig überprüfbaren Hamas-Angaben wurden in dem Palästinensergebiet bisher mehr als 23.300 Menschen getötet.
lt/mhe
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