Bei einem Besuch in Kiew rief der britische Premierminister Rishi Sunak den Westen auf, weiter entschlossen an der Seite der Ukraine zu stehen. Er kündigte an, die Ukraine-Hilfen auf 2,5 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Euro) zu erhöhen. Zugleich wurde ein neues Sicherheitsabkommen vereinbart, das nach den Worten des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj "beispiellos" ist.
"Sollte (Kreml-Chef Wladimir) Putin in der Ukraine gewinnen, wird er dort nicht halt machen", sagte Sunak bei einer Pressekonferenz mit Selenskyj. "Unsere Gegner auf der ganzen Welt glauben, dass wir weder die Geduld noch die Ressourcen für lange Kriege haben. Wenn wir jetzt also zögern, ermutigen wir nicht nur Putin, sondern auch seine Verbündeten in Nordkorea, Iran und anderswo", fügte der britische Regierungschef hinzu.
Bei ihrem Treffen in Kiew verkündeten Sunak und Selenskyj ein neues bilaterales auf zehn Jahre angelegtes Sicherheitsabkommen. Die Vereinbarung geht zurück auf eine Erklärung der G7-Staaten bei ihrem Treffen im vergangenen Juli in Vilnius, in welcher der Ukraine "langfristige Sicherheitszusagen" der einzelnen Staaten in Aussicht gestellt worden waren.
Selenskyj sprach von einem "beispiellosen" Abkommen mit London. Es handele sich nicht nur um eine einfache Erklärung. "Der heutige Tag stellt einen Wendepunkt in der europäischen Geschichte dar", betonte der ukrainische Präsident.
Großbritannien zählt zu den wichtigsten militärischen Verbündeten der Ukraine im Kampf gegen den russischen Angriffskrieg. Bei seinem Besuch in Kiew sagte Sunak der Ukraine eine Erhöhung der Militärhilfen für das Haushaltsjahr 2024/2025 auf 2,5 Milliarden Pfund (2,9 Milliarden Euro) zu. Dies entspricht einer Erhöhung um 200 Millionen Pfund im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren.
Die zusätzlichen Geldmittel sollen unter anderem für Raketen mit hoher Reichweite, Luftverteidigung, Artilleriemunition und maritime Sicherheit eingesetzt werden. Mindestens 200 Millionen Pfund sind den Angaben zufolge zur "schnellen Beschaffung und Produktion von tausenden Militärdrohnen für die Ukraine" vorgesehen.
Mit dem neuen Hilfspaket steigt die britische Unterstützung für die Ukraine auf insgesamt fast zwölf Milliarden Pfund. "Putin denkt vielleicht, dass er länger als wir durchhalten kann, aber er irrt sich", betonte Sunak.
Fast zwei Jahre nach dem russischen Einmarsch befürchtet die Ukraine, dass die westliche Unterstützung nachlassen könnte. In vielen Ländern herrscht mittlerweile Uneinigkeit über den Umfang weiterer Ukraine-Hilfen. Selenskyj hatte am Donnerstag davor gewarnt, dass jegliche "Pausen" bei der Verteidigung der Ukraine Moskau dabei helfen würden, wieder aufzurüsten und "uns zu überrennen".
Bereits am Samstag erwartet Selenskyj den nächsten Solidaritätsbesuch eines westlichen Verbündeten. Frankreichs neuer Außenminister Stéphane Séjourné brach am Freitag zu seiner ersten Auslandsreise Richtung Kiew auf. Dort wolle er dem ukrainischen Präsidenten die anhaltende französische Unterstützung zusichern, hieß es aus seinem Umfeld.
Séjourné ist ein enger Vertrauter von Präsident Emmanuel Macron. Der 38-Jährige war am Donnerstag bei einer Regierungsumbildung überraschend zum neuen Chefdiplomaten ernannt worden. Frankreich ist zuletzt in die Kritik geraten, weil die französische Unterstützung für die Ukraine geringer ausfällt als die deutsche.
bfi/jes Victoria LUKOVENKO / © Agence France-Presse