Die US-Streitkräfte erklärten, bei dem Angriff in der Nacht auf Samstag eine Radaranlage der Huthi ѡ angegriffen zu haben. Demnach feuerte das US-Kriegsschiff "USS Canrey" mehrere Marschflugkörper vom Typ Tomahawk ab.
Der Angriff um 03.45 Uhr Ortszeit Sanaa sei eine Nachfolge-Aktion der Bombardements von der Nacht zuvor gewesen und habe sich gegen "ein konkretes militärisches Ziel" gerichtet, erklärte die für die Region zuständige Kommandozentrale U.S. Central Command. Zuvor hatten US-Medien und der von den Huthis betriebene Fernsehsender Al-Masirah über den erneuten Angriff berichtet. Laut Al-Masirah lag das Ziel in der Hauptstadt Sanaa.
Washington und London hatten in der Nacht zum Freitag als Reaktion auf die wochenlangen Attacken der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer Stellungen der Miliz im Jemen bombardiert. Sie hatten dabei knapp 30 Ziele ins Visier genommen.
US-Präsident Joe Biden sprach von "erfolgreichen" Luftangriffen - und drohte zugleich weitere Angriffe an, sollte die Miliz ihre Attacken gegen Schiffe nicht einstellen: "Ich werde nicht zögern, wenn nötig weitere Maßnahmen anzuordnen, um unsere Bevölkerungen und den freien Fluss des internationalen Handels zu schützen."
Die Huthi-Rebellen drohten als Reaktion auf die Angriffe mit Vergeltung und feuerten später nach US-Angaben eine Anti-Schiffs-Rakete ab. "Wir wissen, dass sie mindestens eine Rakete als Vergeltungsmaßnahme abgefeuert haben", sagte US-Generalleutnant Douglas Sims am Freitag in Washington. Die Rakete habe aber kein Schiff getroffen.
Die vom Iran unterstützten Huthis hatten ihre Serie von Raketen- und Drohnenangriffen im Roten Meer nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas am 7. Oktober gestartet. Die schiitischen Rebellen sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten selbsternannten "Achse des Widerstands", zu der auch die Hamas gehört. Nach eigenen Angaben zielen die Huthis bei ihren Angriffen auf Schiffe mit Verbindung zu Israel ab.
Der UN-Sicherheitsrat befasst sich am Freitag - vor dem erneuten US-Angriff - mit dem Vorgehen der US-Streitkräfte und der britischen Streitkräfte. Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensia sprach dabei vor dem Gremium in New York von einer "eklatanten bewaffneten Aggression gegen ein anderes Land" durch die USA und Großbritannien.
"Diese Staaten haben einen Massenangriff auf jemenitisches Territorium verübt", sagte Nebensia. "Ich spreche nicht von einem Angriff auf eine Gruppe innerhalb des Landes, sondern von einem Angriff auf die Bevölkerung des Landes als Ganzes. Es wurden Flugzeuge eingesetzt, Kriegsschiffe und U-Boote."
Die britische UN-Botschafterin Barbara Woodward sagte dagegen, die Streitkräfte ihres Landes hätten "begrenzte, notwendige und angemessene Schritte der Selbstverteidigung" unternommen. "Bei diesem Einsatz wurde besondere Sorgfalt darauf gelegt, das Risiko für Zivilisten zu minimieren."
Die UN-Botschafterin der USA, Linda Thomas-Greenfield, sagte vor dem Sicherheitsrat, die Schiffe keines Landes seien vor Angriffen der Huthi im Roten Meer sicher. "Ob ein Schiff unter US-Flagge oder der Flagge eines anderen Landes fährt - alle unsere Schiffe sind angreifbar." Thomas-Greenfield sagte zudem, ohne die Unterstützung des Iran wären die Huthi-Rebellen kaum in der Lage, Handelsschiffe im Roten Meer anzugreifen.
Das Rote Meer ist eine wichtige internationale Handelsroute. Über den Suezkanal verbindet es den Indischen Ozean mit dem Mittelmeer und bildet so eine zentrale Handelsstraße, über die bis zu zwölf Prozent des Welthandels abgewickelt werden. Viele Reedereien haben wegen der Huthi-Angriffe den Verkehr durch das Rote Meer eingestellt oder eingeschränkt und leiten Schiffe um.
fs/ © Agence France-Presse