Die Ansprache im Wortlaut:
„Im
Kern sagt die christliche Osterbotschaft, dass Gott die
lebensfeindlichen Mächte überwunden hat. Ostern schafft eine
Wirklichkeit, die die menschlichen Horizonte der Angst und der
Verzweiflung überschreitet.
Seit Jahrhunderten haben die Menschen Ostern gefeiert, selbst in Kriegen
und Krisenzeiten. In diesem Jahr fehlt diese gemeinsame Feier.
Ostern ist ganz anders als je zuvor in 2000 Jahren. Noch nie seit der
Gründung unseres Landes im Jahr 1946 haben wir eine so schwere
Bewährungsprobe erlebt.
Es ist eine Zeit mit großen Sorgen: um liebe Menschen, um die eigene
Gesundheit, um den Arbeitsplatz, um die wirtschaftliche Existenz.
Wir feiern Ostern, das Fest des Lebens, nicht – damit wir so Leben retten.
Besonders schmerzlich ist es, dass Familien weiter auf Abstand bleiben
müssen, dass Kinder ihre Großeltern nicht besuchen können, dass nicht
einmal eine Umarmung möglich ist.
Das alles ist hart. Mit der Stärke jedes Einzelnen schwächen wir gemeinsam das Virus.
Die Oster-Hoffnung ist: Am Ende siegt nicht die Sorge, nicht die Angst, sondern das Leben.
Die Entwicklungen der vergangenen Tage ermutigen uns. Die Ausbreitung des Virus verlangsamt sich von Tag zu Tag.
Deshalb möchte ich Ihnen alle Danke sagen: Danke, dass Sie sich an die
Regeln halten, dass Sie Abstand halten und zusammenhalten.
Danken möchte ich allen, die jetzt Nächstenliebe zeigen, die für andere
einkaufen, sich kümmern, aufmuntern und trösten. Tun wir alles, damit
viel von diesem Geist in der Zeit nach der Krise in unserem Land
lebendig bleibt.
Von Herzen danken möchte ich auch allen, die in dieser Zeit, selbst an
diesem Osterwochenende, hart und unermüdlich arbeiten. Den Ärztinnen und
Ärzten, Pflegern und Schwestern, Rettungskräften, Polizistinnen und
Polizisten, den Verkäuferinnen und Verkäufern in den Supermärkten und
den vielen anderen, die dafür sorgen, dass unser Leben, unser Alltag, so
gut es geht weiterlaufen kann.
Wir dürfen aber auch nicht vergessen: Alles, was wir gerade zur
Eindämmung des Virus tun, hat auch negative Folgen. Ich denke an die
Hunderttausenden, die leiden unter Kurzarbeit, unter Arbeitslosigkeit,
an die, die jetzt leiden müssen unter Depression, Einsamkeit und
verschobenen Operationen, unter Gewalt oder Verrohung, gerade auch die
Kinder unter ihnen.
Gerade angesichts all dieser Schäden bin ich fest davon überzeugt: Die
Bereitschaft zum Verzicht braucht auch eine Aussicht auf Normalisierung.
Wir benötigen einen Fahrplan, der uns den Weg in eine
verantwortungsvolle Normalität zeigt.
In dieser schwierigen Lage versuchen Regierung und Opposition, Bund und Land, so viel wie möglich gemeinsam zu entscheiden.
Klar ist: Nichts wird wie es war. Aber mit mehr Wissen über das Virus
und der Verantwortung, Rücksichtnahme und dem Schutz, den wir in den
letzten Wochen eingeübt haben, können wir in eine neue Phase unseres
Miteinanders eintreten.
Dies geht nicht mit einem großen Sprung, sondern mit vielen kleinen,
vorsichtigen Schritten. Je mehr wir alle Geduld, Disziplin und
Gemeinsinn aufbringen, desto leichter gelingt die Rückkehr ins Leben.
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
Ich bin zutiefst davon überzeugt: Wir werden diese Bewährungsprobe bestehen. Unser Land kann das.
Am Ende gewinnt das Leben.
Ihnen und allen, die in ihren Herzen sind, wünsche ich ein frohes und gesegnetes Osterfest.
Bleiben Sie gesund!“