Das Robert-Koch-Institut (RKI) hat sich in der Debatte um mögliche Lockerungen der Corona-Maßnahmen im Wesentlichen hinter die jüngsten Empfehlungen der Nationalakademie Leopoldina gestellt. Mit Ausnahme "kleiner Details" sehe das RKI bei der Einschätzung der Situation "keine größeren Unterschiede", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Dienstag in Berlin. Sie entsprächen zum großen Teil "der Erwartungshaltung" und den bereits kursierenden Ideen.
Wieler ergänzte, sein Institut habe eine "etwas differenzierte Einschätzung" zum Vorgehen bei Schulöffnungen. Das RKI sei der Meinung, dass es "epidemiologisch sehr viel Sinn macht", erst ältere Schüler wieder zu unterrichten. Es sei zu erwarten, dass diese die Abstandsregeln besser einhielten. Die Leopoldina hatte angeregt, erst Grundschulen und die Sekundardstufe eins zu öffnen.
Der RKI-Präsident betonte zugleich, es gebe "nach wie vor keine Blaupause" für die aktuelle Situation und "nicht immer ein Falsch und Richtig". Bei zahlreichen Maßnahmen lasse sich über Vor- und Nachteile diskutierten. Vieles müsse ausprobiert werden. "Diese Pandemie gab es so noch nicht", sagte Wieler. "Aber im Großen und Ganzen enthält die Leopoldina-Stellungnahme die Maßnahmen, die man sich halt überlegen kann". Entscheiden müsse aber die Politik.
In ihrer Eigenschaft als Beraterin der Bundesregierung hatte die Leopoldina am Wochenende ein Papier mit ihren Empfehlungen für die Rückkehr zur Normalität in der Coronakrise vorgelegt. Die 26 in einer Arbeitsgruppe versammelten Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen sprachen sich unter anderem für eine schnelle Wiedereröffnung von Schulen aus. Zudem empfahlen sie eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln.
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