5,2 Prozent so niedrig aus wie seit drei Jahrzehnten nicht. Das Bruttoinlandsprodukt stieg 2023 auf 126 Billionen Yuan (rund 16 Billionen Euro) an, wie die nationale Statistikbehörde am Mittwoch mitteilte.
Chinas Wirtschaft hatte seit 2020 unter den strikten Corona-Einschränkungen gelitten. Diese wurden Ende 2022 aufgehoben, ab Anfang 2023 ging es dann wieder aufwärts. Diese Erholung verlor im Laufe des Jahres aber an Dynamik. Haushalte und Unternehmen zeigten sich zurückhaltend, die Verbraucherstimmung blieb mies. Hinzu kommen eine massive Schuldenkrise des wichtigen Immobiliensektors und eine steigende Jugendarbeitslosigkeit.
Das nun verkündete Wachstum entspricht zwar in etwa dem Ziel der chinesischen Führung von "rund fünf Prozent". Ein Blick auf das Jahresende trübt jedoch die Aussichten: Im vierten Quartal wuchs die Wirtschaftsleistung Chinas im Vergleich zum Vorquartal nur noch um ein Prozent. Die chinesischen Börsen reagierten mit Kursverlusten, Hongkong schloss 3,7 Prozent und Shanghai zwei Prozent im Minus.
Auch der Umsatz im Einzelhandel - ein wichtiger Indikator für die Verbraucherstimmung - büßte zum Jahresende hin weiter an Dynamik ein. Im Vorjahresvergleich ergab sich im Dezember ein Plus von 7,4 Prozent und somit deutlich weniger als im November (10,1 Prozent). Die Industrieproduktion legte leicht zu. Das Wachstum betrug hier im Dezember 6,8 Prozent im Jahresvergleich, verglichen mit 6,6 Prozent im November.
Die Arbeitslosenquote stieg im Dezember leicht auf 5,1 Prozent von 5,0 Prozent im November. Die Jugendarbeitslosigkeit hatte im Mai einen Höchststand erreicht, anschließend stellten die Behörden die Veröffentlichung der Kennzahl ein. Für die 16- bis 24-Jährigen wurde nun ein neuer Kennwert eingeführt, der Studierende ausschließt. Für Dezember wurde er mit 14,9 Prozent angegeben.
Ohnehin zeichnet die Arbeitslosenquote in China nur ein unvollständiges Bild, da sie nur für die städtischen Arbeitnehmer berechnet wird. Die Situation von Millionen Wanderarbeitern aus ländlichen Gebieten wird hingegen ausgeklammert. Gerade sie würde ein wirtschaftlicher Abschwung aber hart treffen und auch die Immobilienkrise bekommen sie am ehesten zu spüren.
Der Immobiliensektor gilt als traditioneller Wachstumsmotor des Landes, doch viele Unternehmen sind heillos verschuldet. Bei den größten Bauträgern des Landes gehen die Miesen in die hunderte Milliarden Dollar. Die Probleme führten bereits zu zahlreichen Projektabbrüchen, was das Vertrauen der Käufer beeinträchtigte und die Immobilienpreise in den Keller trieb. Mittlerweile droht die Krise auf andere Sektoren überzuspringen.
In diesem Jahr wird sich Chinas BIP laut einer Prognose der Weltbank auf 4,5 Prozent verlangsamen. "Die größten Hindernisse bleiben die Probleme im Immobiliensektor und der daraus resultierende schwache Konsum der Haushalte", betont Teeuwe Mevissen, Analyst bei der RaboBank.
Die Regierung in Peking gibt voraussichtlich im März ihr offizielles Wachstumsziel für das laufende Jahr bekannt.
pe/hcy © Agence France-Presse