München - (ots) - (ots) Das Erste ändert morgen den Ablauf seines Abendprogramms und zeigt im Anschluss an die Tagesthemen, um 22:50 Uhr, den 90-minütigen Dokumentarfilm "Wir waren in der AfD - Aussteiger berichten" (MDR/rbb/BR). Der Film sollte ursprünglich am 24. Februar gesendet werden. Anlass für die vorgezogene Ausstrahlung ist die aktuelle Debatte über ein mögliches Parteiverbotsverfahrensowie die Befassung im Bundestag zum Thema "Wehrhafte Demokratie in einem vielfältigen Land - Klare Kante gegen Demokratiefeinde und Vertreibungspläne" am morgigen Donnerstag.
MDR-Programmdirektor Klaus Brinkbäumer: "Mit diesem Film ist ein tiefschichtiger, analytischer und zugleich spannender Blick auf die Entwicklung der AfD gelungen - und damit auch, mindestens punktuell, auf die Geschichte einer politischen Radikalisierung. Eindrücklich beschreibt die MDR-Dokumentation die Wege der Protagonistinnen und Protagonisten hin zu dieser Partei und oft auch wieder fort von ihr. Recherche und Aufklärung sind die ureigene Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und dazu zählt es, alle wesentlichen, auch die extremen Positionen in der Politik für alle Menschen transparent zu machen und einzuordnen. Genau das tun wir mit diesem Film."
"Wir waren in der AfD" ist die Innensicht einer Partei, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter radikalisiert hat und zugleich ein Film über die Mechanismen politischer Radikalisierung. In der Dokumentation kommen ausschließlich diejenigen zu Wort, die der Partei in den Anfangsjahren begeistert beitraten. Sie beschreiben, was sie in der Partei gesucht und gefunden haben, aber auch, wie und warum sie mittlerweile ernüchtert und erschrocken über die Entwicklung der AfD ausgetreten sind. Wie haben sie den Radikalisierungsprozess der Partei erlebt? Wie haben Freunde und Familie reagiert? Wann und warum haben sie entschieden, der Partei wieder den Rücken zu kehren? Wie schwierig war der Prozess des Ausstiegs?
Zum Inhalt:
"Das ist, wie wenn man als Stürmer ein Tor schießt", so beschreibt Marco Schild aus Heiligenhaus seinen ersten Auftritt als Redner bei einer Parteiversammlung der AfD. Er genießt die Wertschätzung, die ihm an diesem Abend und in den kommenden Wochen und Monaten entgegengebracht wird, er bekommt in der Folge einen Job bei einem AfD-Abgeordneten und verdient plötzlich Geld in der Politik - viel mehr als Andere in seinem Alter. "Das macht etwas mit Einem. Das ist wie eine Droge. Das dauert lange bis man realisiert, dass da auch Rechtsradikale um einen herum sind."
Nicht nur Marco Schild fällt es lange schwer, sich die Entwicklung der Partei einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen. Auch Alexander Leschik aus Münster sagt, er sei viel zu lange ein "bürgerliches Gesicht einer zunehmend enthemmten Partei" gewesen und Franziska Schreiber aus Dresden ergänzt: "Natürlich ist das erklärungsbedürftig, wie man so viele Jahre in der AfD Mitglied sein konnte." Sie berichtet von den Auseinandersetzungen mit ihrem Opa - einem eingefleischten Sozialdemokraten: "Wie kannst Du in einer Partei Mitglied sein, die die Grundwerte unserer Familie offensichtlich mit Füßen tritt?"
Marco Schild, Alexander Leschik, Franziska Schreiber und die anderen Gesprächspartner dieses Filmes eint eine Erfahrung - sie alle waren Mitglied in der AfD und sie haben das Bedürfnis Auskunft zu geben, Rechenschaft abzulegen - aber auch zu warnen: Was sind die Gründe für den beispiellosen Radikalisierungsprozess der Partei? Wie sollte die Mehrheitsgesellschaft mit einer Partei umgehen, die vom Verfassungsschutz in weiten Teilen als rechtsextremistisch eingestuft wird? Wie ermöglichen wir es den Mitgliedern und Anhängern der AfD in die Mehrheitsgesellschaft zurückzufinden?
Meist sind es persönliche Erlebnisse, die sowohl für den Aufstieg in der Partei, als auch für die Entscheidung zum Ausstieg ausschlaggebend waren: Beschimpfungen durch Gegendemonstranten, rassistische Erfahrungen an Stammtischen, Gespräche mit Freunden u.a. keine Kamera hat diese intimen und emotionalen Momente festgehalten. Für die Dokumentation haben die Filmemacher die Erfahrungen der Protagonisten daher in modellhaften Inszenierungen festgehalten. Es sind diese Nachinszenierungen, die dem Film sein optisches Gesicht geben und den Zuschauerinnen und Zuschauern einen einzigartigen Blick in die Gedankenwelt der AfD ermöglichen. "Wir waren in der AfD" ist nicht in erster Linie eine Chronik der Parteigeschichte, sondern die eine, intime Innensicht einer Partei, die seit über zehn Jahren die etablierten Parteien und das politische Establishment vor sich hertreibt.
Ein Film von Jan N. Lorenzen Redaktion: Silke Heinz (MDR), Astrid Harms-Limmer (BR), Jens Stubenrauch (RBB) Produktion: Hoferichter&Jacobs GmbH
Sendetermine:
Donnerstag, 18. Januar 2024 | 22:50 Uhr | Das Erste
Ab 18. Januar 2024 | 14:00 Uhr | in der ARD Mediathek
Bildunterschrift: "Wir waren in der AfD" ist die Innensicht einer Partei, die
sich in den vergangenen Jahren immer weiter radikalisiert hat und
zugleich ein Film über die Mechanismen politischer Radikalisierung. In
der Dokumentation kommen ausschließlich diejenigen zu Wort, die der
Partei in den Anfangsjahren begeistert beitraten. Sie beschreiben, was
sie in der Partei gesucht und gefunden haben, aber auch, wie und warum
sie mittlerweile ernüchtert und erschrocken über die Entwicklung der AfD
ausgetreten sind.
Bildrechte: MDR/Hoferichter&Jacobs
Fotograf: ARD Das Erste