Nach 35 Jahren heißt es Abschiednehmen vom langjährigen Dirigenten Jürgen Tiedemann. Das gestrige Semesterkonzert war das letzte gemeinsame Konzert des musikalischen Leiters mit seinem Orchester. 1988 übernahm Tiedemann die Leitung des Universitätsorchesters collegium musicum instrumentale münster, mit dem er unter anderem zahlreiche Konzertreisen im In- und Ausland unternahm und in dem er gemeinsam mit unzähligen Studierenden oder Alumni auf gehobenem Niveau musizieren durfte. Und so füllte sich der Hörsaal H1 am vergangenen Donnerstag (18.01.2024) mit 800 Zuschauer:innen.
Der Donnerstagabend begann mit einem Grußwort des Rektors der Universität Münster Professor Dr. Johannes Wessels und des Vorstands des Universitätsorchesters Professor Dr. Michael Custodis, welcher die gemeinsame Geschichte und Verbundenheit des Orchesters und dem Institut für Musikwissenschaft betonte. Daraufhin begann der musikalische Teil des Abends: Im Programm war die sinfonische Dichtung Finlandia von Jean Sibelius, gefolgt von dem Werk Akademische Festouvertüre in c-moll von Johannes Brahms und der Orchestersuite Walzerfolge Nr. 2 aus der Oper Der Rosenkavalier von Richard Strauss. Während all diese Werke eine besondere Bedeutung im Leben Jürgen Tiedemanns spielten, ist der besondere Stellenwert der Walzerfolge Nr. 2 nicht zu leugnen. Das Walzer-ähnliche Werk zierte bereits das Abschiedskonzert des Vorgängerdirigenten Dr. Riethard Riehm. Die musikalische Einführung der Werke übernahm der Posaunist Stephan Schulze.
Der zweite Teil des Abends beginnt mit einer großen Überraschung, denn Stephan Schulze übergab das Mikrofon an den Musikwissenschaftler und TV-Moderator Götz Alsmann ab. Dieser führte in George Gerschwins Rhapsody in Blue ein und übernahm die Banjo-Stimme. Der türkisch-amerikanische Pianist Özgür Aydin – der bereits in vielen preisträchtigen Konzerthallen auftrat, wie beispielsweise in der New Yorker Carnegie Hall – performte die anspruchsvolle solistische Piano-Stimme des orchestralen Jazz-Stücks mit Leichtigkeit. Nach einem kurzen Umbau wurde eine verdeckte Maschine auf die Bühne getragen. Das kurze Stück „Typewriter“ von Leroy Anderson wurde mit Gotz Alsmann hinter einer manuellen Schreibmaschine performt. Hiernach nahm er das Mikrofon zur Hand, um den Schlager von Gerhard Wendland Die Beine von Dolores aus der gleichnamigen Musicalverfilmung von 1957 zusammen mit dem Orchester zu singen. Der vorletzte Programmpunkt des Abends war Tico Tico vom brasilianischen Komponisten Zequinha de Abreu, welches nach Zugabe-Rufen direkt zweimal gespielt wurde. Mit Unter Donner und Blitz von Johann Strauss wurde der Abend beendet. Doch auch bei diesem letzten Beitrag fanden sich Überraschungsgäste im Schlagwerk wieder, um ihren Abschied von Jürgen Tiedemann zu verkünden: Dr. Götz Alsmann, Will Humburg, Thorsten Schmid-Kapfenburg, Marion Wood, Niko Strobach und Antonio Losa.
Unter tobenden Applaus und tränenreichen Orchestermusiker*innen wurde Jürgen Tiedemann verabschiedet. Wir wünschen ihm einen fesselnden und musikreichen Ruhestand!
Der Taktstock wird im Wintersemester 2024/2025 an die Dirigentin Marion Wood übergeben.
Bild: Marcel Guthier
Text: Julia Maria Marczynski, Marcel Guthier