"Heute müssen wir über Donald Trump reden", schreibt Klaus Brinkbäumer in seinem Brief für Münster in RUMS. In seiner Einleitung gibt er noch einmal Trumps vergangene Versprecher zum Besten. Der in New York lebende Münsteraner hielt dies wohl für nötig, um auch noch den letzten Deutschen, der es noch nicht weiß, daran zu erinnern, was für ein inkompetenter Mann im Weißen Haus sitzt.
Warum glaubt Brinkbäumer überhaupt eine Rechtfertigung zu brauchen, um über Trump zu reden? Trump ist doch bereits omnipräsent in den deutschen Medien. Was mich bewegt, diesen Artikel über Trump und eben doch nicht über Trump zu schreiben, sind zwei Dinge: Erstens, dass Bernie Sanders, nach dem Rückzug seiner Kampagne, am gestrigen Ostermontag (14.04.) Joe Biden endorsed hat und zweitens ein Tweet des SPD Bundestagsabgeordneten und Mediziner Karl Lauterbach. Beides hängt zusammen. Widmen wir uns zunächst dem Pathos des deutschen Diskurses, zusammengefasst in einem einzigen Tweet.
Der deutsche
Trump-Diskurs
Wie man sehr schön sehen kann, hat Obamas ursprüngliche Nachricht aber so gar nichts mit Politik zu tun. So, oder so ähnlich hat uns in NRW auch ein Armin Laschet Frohe Ostern zu komischen Zeiten gewünscht. Unser Professor meint dem Ganzen etwas Politisches aufzwängen zu müssen.
Das hat viel damit zu tun, dass die amerikanische Politiklandschaft in Deutschland binär wahrgenommen wird. Die Sozialdemokraten sympathisieren eher mit den Demokraten, während die Konservativen zu den Republikanern halten. Es gilt aber auch die Regel, dass keiner Trump mag, weil er eben kein klassischer Konservativer ist. Trump mag in Deutschland nur die AfD und andere Rechte. Genauso, wie sie in Großbritannien Boris Johnson mögen. Deshalb findet Lauterbachs Tweet Widerstand aus rechten Kreisen. Warum irgendjemand für Trump sein kann, der kein Amerikaner ist, leuchtet nur dann ein wenn man sich vor Augen hält, dass Trump vor allem von Linken Gegenwind bekommt. Beispielsweise die Meldung, dass Trump eben doch keinen Impfstoff von Dietmar Hopp für die USA reserviert hatte, oder dass er den Berlinern eben doch keine Masken wegkaufte, wurde vor allem von Rechten ausgeschlachtet. Es geht hier, vermute ich, nicht darum, dass sie direkt pro-Trump sind, sondern eher, dass sie gegen die Öffentlich-Rechtlichen und gegen Linke Journalisten und Politiker sind.
Meine Analyse mag oberflächlich wirken, aber das ist das Problem des deutschen Diskurses über die US-Politik. Er ist oberflächlich. Schauen Sie sich doch Lauterbachs plumpen Tweet an. Deshalb müssen wir auch kurz über Obama reden, um das Phänomen Biden zu verstehen.
Obamas Best of
Fing damit an, Kinder an der Grenze in Käfige zu stecken
Nahm mehr Geld von der Wall Street, als jeder andere Präsident vor ihm
Trank weder das vergiftete Wasser von Flint, noch half er dessen - vor allem - schwarzen Bevölkerung
War so schlecht für "die Schwarzen", dass während seiner Amtszeit #BlackLivesMatter gegründet werden musste
Erfand die Drohnenangriffe
Half bei der Wirtschaftskrise von 2008 nicht den Amerikanern, sondern den Banker
Ließ Guantanamo offen
Kreierte ein Machtvakuum im Mittleren Osten, was ISIS erschuf
Ließ die NSA die ganze Welt abhören
Wer jetzt sagt, dass das ein bisschen am Senat und am Repräsentantenhaus lag, der muss das aber auch bei Trump sagen, was niemand macht. Aus der Sicht deutscher Berichterstattung, war das von 2008 bis 2016 übrigens nicht Obama, sondern "die USA", jetzt ist es nur noch Trump, Trump und nochmal Trump.
Der deutsche Soziologe und hervorragende Podcaster Stefan Schulz nennt das den "Trump-Fetisch" der deutschen Medien. Denn das Problem ist, dass es genau dieser Fetisch war, der in den US-Medien vorherrschte und damit Trump überhaupt ins Weiße Haus einziehen ließ. Journalisten sollten sich also durchaus, wie Brinkbäumer, hinterfragen und rechtfertigen, warum sie wieder über Trump sprechen müssen. Oftmals ist das nämlich nicht notwendig.
Dass nämlich
auch das ständige Gerede und Geschreibe über Trump viele deutsche,
aufklärerische und bildungsbürgerliche Antiamerikanismen offenbart und
verstärkt, ist Grund und Nebeneffekt für das Trump bashing zugleich. Lauterbachs
Argument verkennt die direkte Kausalität die Obamas miserable Amtszeit nicht
auch als Trumps Genesis sieht, sondern den schlechten Präsidenten sogar noch
zum Allheilmittel erhebt. Denn jetzt kommen wir zum anderen Teil. Der Frage nach
der Entstehung Trumps, die wir mit Bernie Sanders und Joe Biden beantworten
können. Das erfahren Sie jedoch im morgigen zweiten Teil.