Trump sprang am Freitag plötzlich von seinem Stuhl auf und verließ den Raum, nicht aber das Gerichtsgebäude, wie ein AFP-Journalist berichtete. Die Anwältin der Klägerin E. Jean Carroll hatte gerade gesagt, dass der Ex-Staatschef ihre Mandantin während des gesamten Prozesses weiter diffamiert habe.
In dem Zivilprozess fordert die Kolumnistin und Autorin E. Jean Carroll von Trump mehr als zehn Millionen Dollar (9,1 Millionen Euro) Schadenersatz für verunglimpfende Äußerungen. Der Zivilprozess nähert sich damit seinem Ende: Nach den Schussplädoyers beginnt die Jury ihre Beratungen darüber, ob Schadenersatz zu zahlen ist und in welcher Höhe.
Am späten Vormittag hatte Trump mehr als ein Dutzend Nachrichten in seinem Online-Netzwerk Truth Social veröffentlicht, in denen er Carroll abermals falscher Behauptungen beschuldigte, um Geld zu "erpressen". Schon am Vorabend der Anhörung veröffentlichte Trump eine Salve von 37 verbalen Attacken gegen Carroll auf Truth Social.
Der Gerichtstermin fand drei Tage nach Trumps Sieg bei der Präsidentschaftsvorwahl der Republikaner im US-Bundesstaat New Hampshire statt. Damit ist der 77-Jährige einer Präsidentschaftskandidatur noch näher gekommen. Der Ex-Präsident macht seine Probleme mit der Justiz mit inzwischen vier Anklagen zum Wahlkampfthema und stellt sich als Opfer einer "Hexenjagd" der Demokraten von Präsident Joe Biden dar, die aus seiner Sicht seine Rückkehr in das Weiße Haus verhindern wollen.
Carroll wirft Trump vor, sie 1996 im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman in einer Umkleidekabine vergewaltigt zu haben. Ihren Vorwurf machte die langjährige Kolumnistin des Magazins "Elle" erstmals 2019 öffentlich, als Trump Präsident war. Der Republikaner bezichtigte Carroll daraufhin der Lüge und erklärte, sie sei nicht sein "Typ".
In einem ersten Prozess war Trump im vergangenen Jahr wegen sexuellen Missbrauchs und Verleumdung der Journalistin zu fünf Millionen Dollar Schadenersatz und Schmerzensgeld verurteilt worden. Zwei Wochen nach dem Urteil forderte Carroll in einer aktualisierten Klage aber eine noch härtere Bestrafung Trumps, nachdem dieser bei einem live übertragenen CNN-Bürgergespräch vor Millionenpublikum erneut Carrolls Vergewaltigungsvorwürfe bestritten und sie dabei auch noch als "Verrückte" beleidigt hatte.
Trump habe sie sexuell missbraucht, gelogen "und er hat meinen Ruf zerstört", sagte die Kolumnistin und Autorin in ihrer Zeugenaussage in der vergangenen Woche. Auf die Frage, wie Trump ihrem Ruf geschadet habe, sagte Carroll: "Früher war ich einfach als Journalistin bekannt, und jetzt bin ich als Lügnerin, Betrügerin und Verrückte bekannt."
oer/mid © Agence France-Presse