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Erinnerungstag: Nie wieder ist jetzt!

Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau befreit. Die Fußballfamilie ...

...  greift dieses Ereignis seit 20 Jahren auf. Jedes Jahr an den Spiel- und Turniertagen um den 27. Januar gedenkt sie der verfolgten, deportierten und ermordeten Menschen. Nie wieder Auschwitz - das ist der Auftrag und die Bitte der überlebenden Zeitzeug*innen an die "Nachgeborenen".

Am 7. Oktober 2023 startete die Hamas ihren Terrorangriff gegen Israel. Nichts weniger als die Vernichtung des jüdischen Lebens hat sich die Hamas zum Ziel gesetzt. Nie wieder - das sind zwei Worte, die so aktuell sind wie selten zuvor. Im Angesicht des erneut aufflammenden Antise­mitismus weltweit stellen wir uns als Fußball- und Sportgemeinschaft der Verantwortung, jedem Antisemitismus entschieden entgegenzutreten. 

Warum wir solidarisch mit Israel stehen

Antisemitismus existiert seit mehr als 2000 Jahren. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist seit jeher geprägt von Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung und Entmenschlichung. Seinen entsetzlichen Höhepunkt fand der Antisemitismus in der Schoah, der Ermordung von über sechs Millionen Jüdinnen und Juden durch das NS-Regime.

Als Schutzraum für alle Jüdinnen und Juden weltweit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Staat Israel gegründet. Ein Raum frei von Antisemitismus. Doch auch nach der Gründung des heutigen Staates Israel bleibt dieser Schutzraum bedroht. Mehrere Staaten erklärten Israel noch am Gründungstag im Mai 1948 den Krieg. Bis heute wird Israel von einigen Staaten der Welt das Existenzrecht abgesprochen. Und es gibt Gruppierungen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, den Staat Israel zu vernichten. Zum Beispiel die Hamas.

Diese furchtbare Geschichte des Hasses gegen jüdisches Leben muss man kennen, um einord­nen zu können, was seit dem 7. Oktober 2023 in Israel passiert. Seit Beginn des Terrorangriffs der Hamas auf Israel sind hunderte Jüdinnen und Juden ver­schleppt und ermordet worden. Gleichzeitig ist weltweit ein neuer Sturm des Antisemitismus losgebrochen. Die sozialen Medien, die Straßen und das Netz sind voll von Anfeindungen gegenüber dem Staat Israel, von Jubelfeiern über den Angriff der Hamas und den Tod von Jüdinnen und Juden. Spätestens mit Blick auf die Geschichte des jüdischen Volkes muss klar sein: Israel und die jüdischen Menschen haben ein Recht darauf, sich zu verteidigen und sich zu schützen vor einem weiteren Versuch der Vernichtung des jüdischen Lebens. Der Terrorangriff der Hamas ist nicht zu rechtfertigen.

Fußball und Antisemitismus

Es waren vor allem auch Jüdinnen und Juden, die den Fußball in Deutschland einführten. Walther Bensemann ist hier besonders hervorzuheben. Er richtete 1898 das erste Fußball-Länderspiel in Deutschland aus, war an der Gründung des Deutschen Fußball-Bundes beteiligt und gründete auch das bis heute existierende Fußballmagazin Kicker. Seine Vision: Fußball als ein Verbindungsmittel zwischen den Nationen und den gesellschaftli­chen Schichten. Zahlreiche umjubelte Fußballgrößen wie Julius Hirsch prägten den frühen Fußball. Jedoch waren Jüdinnen und Juden dabei von Beginn an von Ausgrenzung betroffen und gründeten bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts eigene Sportvereine. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde ihnen gänzlich verboten, außerhalb jüdischer Sportvereine Sport zu treiben. So gründeten sich ab 1933 eine Vielzahl neuer jüdischer Sportvereine. Ab Herbst 1938 wurden sie wieder verboten.

Viele dieser jüdischen Sportvereine, beispielsweise Vereine unter dem Dachverband Makkabi, wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder ins Leben gerufen. Dies vor allem auch als notwendiger Schutzraum für jüdische Sportler*innen - denn der Antisemitismus in Deutschland endete nicht mit dem Ende des Nationalsozialismus. Bis heute tauchen in Stadien   Spruchbänder mit antisemitischen Inhalten auf, immer noch werden Spieler*innen auf dem Feld antisemitisch diskriminiert.

Nun, mit den schrecklichen Ereignissen in Israel, erleben die Makkabi-Vereine einen weiteren traurigen Höhepunkt in ihrer Geschichte - sie mussten aus Sicherheitsgründen den Spiel- und Trainingsbetrieb vorübergehend einstellen. Eine Bedrohungslage, wie es sie seit dem Nationalsozialismus nicht mehr gegeben hat.

Was kann die Fußballfamilie tun?

Es hat sich viel getan, doch bis heute gibt es Sportvereine und -verbände, die ihre Rolle zur Zeit des Nationalsozialismus und ihr Mitwirken am Ausschluss jüdischer Sportler*innen nicht aufgearbeitet haben. Wir als Fußballfamilie haben die Verantwortung, uns unserer Vergangenheit bewusst zu werden und dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.

Seit 20 Jahren engagiert sich die Initiative !NieWieder gegen das Vergessen, für eine würdige Gedenkkultur und ein Stadion ohne Diskriminierung. Der Fußballsport spielt eine wichtige Rolle in der Gesellschaft und trägt eine Verantwortung. Daher, und das ist die Aufforderung von !NieWieder an alle Fußballer*innen und Fans: Wehret den Anfängen, zeigt Haltung, wendet euch gegen jeden Antisemitismus, lasst ihn nicht folgenlos und unwidersprochen geschehen - in den Stadien und darüber hinaus!

Das ist "!NieWieder"

Der vorliegende Aufruf wurde verfasst von der Initiative "!NieWieder - Erinnerungstag im deutschen Fußball". Das Netzwerk aus Fangruppen, Fanprojekten, antirassistischen Bündnissen, Amateur- und Profiklubs, der DFL und dem DFB sowie zahlreichen Personen und Institutionen aus der Zivilgesellschaft, organisiert den "Erinnerungstag im deutschen Fußball" an den Spieltagen rund um den 27. Januar. Kernpunkt der Kampagne ist das Erinnern an das unendliche Leid, das Millionen Menschen in der NS-Zeit erfahren mussten. Ein besonderer Blick gilt den preisgegebenen Mitgliedern der Fußballfamilie, sowie die unbedingte Forderung, alles heute zu tun, "dass Auschwitz nie mehr sei!"

Darüber hinaus versteht sich die Kampagne als historischer und politischer Lern- und Aktionsort, an dem sich Menschen, die den Fußball lieben, generationsübergreifend, mit klugen und kreativen Aktionen im Stadion und in der Zivilgesellschaft für ein demokratisches, den Menschenrechten verpflichtetes Gemeinwesen engagieren. Hier geht's zur Website.

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