Die für Mittwoch geplanten Beratungen von Bund und Ländern über mögliche Lockerungen der Corona-Maßnahmen werden sich nach Angaben des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) auf die beiden Bereiche Schule und Geschäfte konzentrieren. Insgesamt gehe es bei einer Normalisierung nur "Schritt für Schritt", betonte Kretschmer im ARD-"Morgenmagazin". Die Gesundheit habe "alleroberste Priorität".
Danach kämen die Bereiche, die gesellschaftlich und wirtschaftlich am wichtigsten seien, sagte Kretschmer. Eine Priorität sei, dass Prüfungen "in einem regulären Verfahren" stattfinden und Menschen wieder ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen könnten, wo immer das möglich sei. "Es wird dauern", sagte Kretschmer mit Blick auf den gesamten Prozess. Es sei weiterhin Disziplin von allen gefragt.
Nach jedem Lockerungsschritt müsse geschaut werden, wie sich die Corona-Infektionszahlen und die Kapazitäten in den Krankenhäusern entwickelten, ergänzte der sächsische Regierungschef. Falls die Zahlen weiter niedrig blieben, könne "nach zwei, drei Wochen" ein weiterer Schritt erfolgen. Das Virus sei immer noch da, und es gebe keinen Impfstoff, mahnte Kretschmer. Deutschland sei im Vergleich zu vor vier Wochen nur "etwas besser" aufgestellt, die Kliniken "leer".
Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sprach sich vor der für den Nachmittag geplanten Telefonkonferenz dafür aus, in einem ersten Lockerungsschritt mit den Abschlussprüfungen zu beginnen. Danach könne dann weiter "Stück für Stück in eine Normalität" eingetreten werden, sagte er im Mitteldeutschen Rundfunk. So habe sich im Einzelhandel erwiesen, dass mit größeren Abstand der Verkauf auch weiterhin möglich sei.
Auch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) vertrat die Auffassung, die im Lebensmittelhandel gemachten Erfahrungen mit Hygiene- und Abstandsregeln ließen sich auf weitere Sektoren im Einzelhandel übertragen. Dort seien eher Lockerungen möglich, sagte er im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Auch dies werde aber nicht schnell passieren. Bis die Schulen ihren Betrieb wieder voll aufnehmen könnten, werde es noch Wochen dauern.
Schulen würden ein großes Infektionsrisiko bergen, betonte Woidke. Daher müsse dort mit scharfen Hygienevorschriften und in kleinen Schülergruppen gestartet werden. Deutschland befinde sich noch mitten in der Pandemie. Erst ein Impfstoff verändere die Situation.
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