Nordkorea hat nach Angaben aus Südkorea am Mittwoch mehrere Marschflugkörper von seiner Ostküste aus abgefeuert. Die südkoreanische Armee entdeckte diese am Morgen "über den Gewässern nordöstlich" der nordkoreanischen Hafenstadt Wonsan. Südkoreanische und US-Geheimdienste führen derzeit eine detaillierte Analyse durch, während die Überwachung verstärkt wird. Experten spekulieren, dass möglicherweise Qualitätsprobleme bei nach Russland exportierten Waffen hinter den jüngsten Raketentests stehen könnten.
Bereits am Montag gab Nordkorea ѡ bekannt, ein neues System zur Steuerung von Raketenwerfern getestet zu haben, was zu einer "qualitativen Wende" in den Verteidigungsfähigkeiten des Landes führen soll. Nach einem Test am Samstag soll der neue Raketenwerfer nun "neu bewertet" und seine Rolle auf dem Schlachtfeld "erweitert" werden, so die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA ѡ.
Einige Experten vermuten, dass die nordkoreanischen Waffentests möglicherweise im Zusammenhang mit Russlands Krieg in der Ukraine stehen könnten. Die Beziehungen zwischen Nordkorea und Russland haben sich in den letzten Monaten intensiviert, und es wird erwartet, dass der russische Präsident Wladimir Putin einen Gegenbesuch im isolierten nordkoreanischen Staat abstatten wird.
Der aus Nordkorea stammende Forscher Ahn Chan-il, der heute das Weltinstitut für Nordkoreastudien in Südkorea leitet, äußerte die Vermutung, dass Nordkorea im vergangenen Jahr große Mengen von Mehrfachraketenwerfern nach Russland exportiert habe und es dabei möglicherweise zu Qualitätsproblemen gekommen sei. Er deutete an, dass die jüngsten Raketentests darauf hindeuten könnten, dass Nordkorea Maßnahmen ergreift, um diese Probleme zu lösen.
Seoul und Washington werfen Nordkorea vor, trotz der bestehenden Sanktionen gegen das Land Russland im Gegenzug für technische Unterstützung bei Nordkoreas Satellitenprogramm mit Waffen zu beliefern. Im Gegensatz zu ballistischen Raketenverstößen gegen bestehende UN-Sanktionen verstößt der Test von Marschflugkörpern nicht gegen diese Sanktionen.
In Bezug auf Südkorea hat Nordkorea seine Rhetorik verschärft und Seoul zu seinem "Hauptfeind" ernannt. Die Behörden für Wiedervereinigung und Annäherung mit Südkorea wurden geschlossen, und Nordkorea hat im Falle kleinster territorialer Übertretungen mit Krieg gedroht. Machthaber Kim Jong Un bekräftigte am Freitag, dass Nordkorea im Falle eines Angriffs nicht zögern werde, Südkorea "ein Ende zu machen".
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol ѡ hat im Falle eines nordkoreanischen Angriffs eine starke Reaktion angekündigt und das Militär angewiesen, zuerst zu "agieren, dann zu berichten". Yoon hat die militärische Zusammenarbeit mit den USA und Japan verstärkt, etwa durch die Ausweitung gemeinsamer Manöver.
Wer ist Kim Jong-un?
Kim Jong-un ѡ ist ein nordkoreanischer Politiker und seit dem Tod seines Vaters Kim Jong-il im Dezember 2011 der oberste Führer Nordkoreas. Er wurde vermutlich am 8. Januar 1983 oder 1984 geboren und ist somit entweder in seinen späten 30ern oder frühen 40ern. Kim Jong-un ist der jüngste Sohn von Kim Jong-il und seiner dritten Ehefrau Ko Yong-hui.
Kim Jong-un wurde offiziell im Dezember 2011 zum Vorsitzenden der Partei der Arbeit Koreas ernannt und im April 2012 zum Vorsitzenden der Nationalen Verteidigungskommission, dem höchsten Führungsgremium Nordkoreas. Im Jahr 2016 wurde die Nationale Verteidigungskommission durch die Kommission für Staatliche Angelegenheiten ersetzt, und Kim Jong-un wurde offiziell zum Vorsitzenden dieser Kommission ernannt.
Kim Jong-un hat eine autoritäre Herrschaft in Nordkorea etabliert, die von Menschenrechtsorganisationen und internationalen Beobachtern kritisiert wird. Seine Führung wurde von innenpolitischen Repressionen, einem strengen Kontrollsystem und der Entwicklung von Nordkoreas Atomwaffenprogramm geprägt. Unter seiner Führung hat Nordkorea mehrere Atom- und Raketentests durchgeführt, was zu Spannungen mit der internationalen Gemeinschaft geführt hat.
Kim Jong-un hat auch versucht, das Bild seiner Herrschaft durch Medieninszenierung und Propaganda zu festigen, wobei er eine Kultpersönlichkeit um sich herum aufgebaut hat, ähnlich wie sein Vater und Großvater. Seine politische Zukunft und die Ausrichtung Nordkoreas bleiben Gegenstand großer internationaler Aufmerksamkeit und Unsicherheit.
OZD.news Bild AFP