Deutschland erstickt im Überfluss. Kaufen, kaufen, kaufen. Irgendwann weiß man nicht mehr, wohin mit dem ganzen Zeug. Doch wie viel davon braucht man wirklich für ein gutes Leben?
Die Lösung heißt Loslassen. Viele
folgen dem neuen Trend: ausmisten statt horten. Die "ZDF.reportage"
begleitet Anika Schwertfeger aus Berlin. Sie ist Aufräumprofi und hilft
Menschen dabei, unnötigen Ballast abzuwerfen und wieder neue Ordnung
in ihr Leben zu bringen. Dabei arbeitet die 32-Jährige nach der
Methode, mit der die Japanerin Marie Kondo weltweit für Furore gesorgt
hat.
Aufräumerin Anika Schwertfeger unterstützt regelmäßig Hilfe
suchende Kundinnen dabei, sich von den vielen ungetragenen
Kleidungsstücken zu trennen, die ihre Schränke und Schubladen
verstopfen. Die Methode ist einfach: Erst wird alles ausgeräumt, dann
wird jedes Einzelteil nacheinander in die Hand genommen. Emotionen
spielen eine große Rolle in der Welt der Profi-Aufräumerin. Nur was
positive Gefühle auslöst, darf wieder eingeräumt werden – und zwar nach
einer speziellen Falttechnik. Der Rest kommt weg. Und ihren Kunden, so
Schwertfeger, gehe es danach viel besser.
So ist es auch im Fall des alleinerziehenden Vaters Lars K., der mit seinen Kindern Lea (10) und Lukas (14) in einer 90-Quadratmeter-Wohnung in Berlin-Köpenick lebt. Nach der Trennung von der Mutter der gemeinsamen Kinder will der Beamte neu anfangen und die vielen überflüssigen Dinge loswerden, mit denen er die Wohnung jahrelang vollgestopft hat. Dabei geht er so gründlich vor, dass am Ende sogar seine Ex-Partnerin begeistert ist.
Vom Aufräumen lebt auch Sascha Pilgrimm aus Berlin. Vor sieben Jahren gab der 43-Jährige seinen Hausmeister-Job auf und machte sich selbstständig als Entsorger und Entrümpler. In 80 Prozent seiner Aufträge geht es um Haushaltsauflösungen. Meist ist ein Mensch gestorben. Ein ganzes Leben geht dann durch Pilgrimms Hände. Nicht alles landet auf dem Müll, einiges wird von Pilgrimm wiederverwertet. In dem geschmackvoll eingerichteten Haus, das er zusammen mit seiner Frau, einer Polizistin, und Tochter Greta bewohnt, gibt es kaum gekaufte Möbel. Manchmal bekommt Sascha Pilgrimm auch besonders schwierige Aufträge: Dann ist eine sogenannte Messie-Wohnung auszuräumen. Geschätzt zwei Millionen Messies gibt es in Deutschland. Die Anblicke und Eindrücke, die sich dem Profi-Aufräumer dann bieten, sind nichts für sensible Gemüter.
Die "ZDF.reportage" unterwegs zu Menschen, die sich mehr Ordnung in ihrem Leben wünschen.
Titelbild: Von allem zu viel. Despina ist schockiert über die Menge ihrer Kleidung.
ZDF/Andrea Rudnick