Nawalny
Tausende Menschen haben sich am Freitag trotz Warnungen des Kremls zur Trauerfeier für den in einem Straflager gestorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny in Moskau versammelt. Nahe einer Kirche im Südosten der russischen Hauptstadt, in der Nawalnys Sarg aufgebahrt werden sollte, bildete sich eine lange Schlange, wie AFP-Journalisten beobachteten. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort, auf dem Platz vor der Kirche waren Absperrungen aus Metall aufgebaut.
Der Leichenwagen mit dem Sarg des prominentesten Widersachers von Russlands Präsident Wladimir Putin traf kurz vor Beginn der Trauerfeier unter dem Beifall der dort versammelten Menge an der Kirche ein. Der im Exil lebende Nawalny-Unterstützer Iwan Schdanow veröffentlichte im Onlinedienst Telegram ein Video, das zeigte, wie der Sarg in das Gotteshaus getragen wurde.
Das Team des Kreml-Kritikers hatte nach eigenen Angaben Schwierigkeiten, einen Ort für den Trauergottesdienst zu finden. Zudem hatten sich demnach mehrere Bestattungsunternehmen geweigert, den Leichnam des Oppositionspolitikers zu transportieren.
Der Kreml warnte vor Beginn der Trauerfeier vor der Teilnahme an "nicht genehmigten" Versammlungen. Wer an einer solchen Kundgebung teilnehme, werde "gemäß dem geltenden Recht zur Verantwortung gezogen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Tass.
Nawalnys Witwe hatte am Mittwoch vor möglichen Polizeiaktionen während der Trauerfeier gewarnt. "Ich weiß nicht, ob es eine friedliche Beerdigung wird, oder ob die Polizei Menschen festnehmen wird, die sich von ihm verabschieden wollen", sagte Julia Nawalnaja im Europaparlament.
Nach Angaben der russischen Menschenrechtsgruppe OWD-Info wurden seit Nawalnys Tod bereits 400 Menschen bei Trauerkundgebungen für den Kreml-Kritiker festgenommen.
Der Tod Nawalnys in einer Strafkolonie in der Arktis war am 16. Februar bekannt gegeben worden; die Umstände seines Todes sind weiterhin unklar. Die Anhänger Nawalnys und zahlreiche westliche Politiker machen die russische Führung und Putin für den Tod des 47-Jährigen verantwortlich.
bur/bfi/ju © Agence France-Press