Bei einem Raketenangriff der jemenitischen Huthis auf ein Handelsschiff im Golf von Aden sind nach US-Angaben am Mittwoch zwei Menschen getötet worden. Wie ein US-Regierungsvertreter in Washington unter Berufung auf die Schiffsbesatzung mitteilte, wurden bei dem Angriff auf den Frachter zudem sechs Menschen verletzt. Es handelte sich offenbar um den ersten Huthi-Angriff, bei dem es Todesopfer gab.
"Heute haben die Huthis unschuldige Zivilisten getötet", sagte der Regierungsvertreter. Die übrigen Besatzungsmitglieder hätten das Schiff inzwischen verlassen. Den Angaben zufolge verursachte die von den Huthis abgefeuerte Rakete "erhebliche Schäden" an dem unter der Flagge von Barbados fahrenden "M/V True Confidence".
Der Sprecher des US-Außenministeriums, Matthew Miller, sagte vor Journalisten, Washington werde die Huthis "weiterhin zur Rechenschaft ziehen". "Wir fordern Regierungen auf der ganzen Welt auf, dasselbe zu tun", sagte er.
Zuvor hatte die britische Sicherheitsfirma Ambrey eine Explosion nahe eines Frachtschiffs südwestlich der jemenitischen Hafenstadt Aden gemeldet. Die britische Seefahrtsbehörde UKMTO erklärte, das Schiff sei nach ersten Berichten "getroffen" und "beschädigt" worden.
Die Huthi-Miliz greift seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas verstärkt Schiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran unterstützten "Achse des Widerstands", zu der neben der Hamas im Gazastreifen auch die Schiiten-Miliz Hisbollah im Libanon gehört.
Die Huthis haben angekündigt, israelische, britische und US-Schiffe ins Visier zu nehmen sowie Schiffe mit israelischem Zielhafen. Viele Reedereien meiden deswegen inzwischen die wichtige Seehandelsroute, über die normalerweise zwölf Prozent des weltweiten Seehandels abgewickelt werden.
Als Reaktion auf den Beschuss versuchen Kriegsschiffe einer internationalen Koalition unter US-Führung seit Dezember, den Schiffsverkehr entlang der jemenitischen Küste zu sichern. Inzwischen beschlossen auch die EU-Außenminister einen Marineeinsatz zum Schutz wichtigen Handelsroute. Als Teil dieser Mission ist die deutsche Fregatte "Hessen" seit Ende Februar in der Region im Einsatz.
kas/ju
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Wer sind die Huthis?
Die Huthis, auch bekannt als Ansar Allah, sind eine schiitische muslimische militante Gruppe im Jemen. Sie wurden Anfang der 1990er Jahre von Mitgliedern des Huthi-Stammes gegründet und sind nach ihrem Anführer, Hussein Badreddin al-Huthi, benannt, der 2004 getötet wurde. Die Gruppe kämpft für politische und religiöse Ziele und fordert mehr Rechte und Mitspracherechte für die schiitische Minderheit im Jemen, insbesondere in den Gebieten, die sie traditionell bewohnen.
Die Huthis sind bekannt für ihre Ablehnung der sunnitischen Regierung des Jemen und haben sich wiederholt gegen diese aufgelehnt. Sie sehen sich als Verteidiger der schiitischen Gemeinschaft im Jemen und betrachten die Regierung als korrupt und illegitim. Die Gruppe hat eine lange Geschichte des bewaffneten Konflikts gegen die jemenitische Regierung und war in mehrere bewaffnete Aufstände verwickelt.
Die Huthis sind auch international bekannt für ihre antiwestliche und antiamerikanische Rhetorik und haben enge Beziehungen zum Iran, der sie unterstützt. Sie haben sich in den letzten Jahren zu einer bedeutenden politischen und militärischen Kraft im Jemen entwickelt und kontrollieren große Teile des Nordens, einschließlich der Hauptstadt Sanaa. Der Konflikt zwischen den Huthis und der jemenitischen Regierung hat zu einer schweren humanitären Krise im Jemen geführt, mit Millionen von Menschen, die von Konflikten, Hunger und Krankheiten betroffen sind.
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