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Was ist ein Meme?

Der Begriff wurde ursprünglich vom britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins in seinem 1976 erschienenen Buch "Das egoistische Gen" geprägt.

Wissenschaft

Ein Meme (ausgesprochen [miːm]) ist ein Konzept, ein Verhalten oder eine Idee, die sich von Person zu Person innerhalb einer Kultur verbreitet. Der Begriff wurde ursprünglich vom britischen Evolutionsbiologen Richard Dawkins ѡ in seinem 1976 erschienenen Buch "Das egoistische Gen" geprägt. 

Dawkins verwendete ihn, um die Art und Weise zu beschreiben, wie kulturelle Informationen weitergegeben werden. Ein Meme kann also eine Einheit kultureller Information sein, vergleichbar mit einem Gen, das biologische Informationen trägt und durch natürliche Selektion weitergegeben wird.

In der heutigen Internetkultur bezieht sich der Begriff "Meme" meist auf ein humorvolles Bild, Video, Text oder eine Kombination daraus, das sich schnell online verbreitet. Memes sind oft Variationen eines populären Themas oder einer Idee, bei denen Nutzer kleine Änderungen vornehmen und diese dann über soziale Medien, Foren oder andere Kanäle teilen. Sie können aktuelle Ereignisse, Popkultur, Politik oder alltägliche Situationen aufgreifen und werden häufig verwendet, um humorvolle Kommentare abzugeben oder soziale und kulturelle Phänomene zu reflektieren. Memes spielen eine wichtige Rolle in der Online-Kommunikation und tragen zur Schaffung und Verstärkung gemeinsamer kultureller Erfahrungen bei.

Das Konzept

Das Konzept des Mems, entlehnt vom altgriechischen "mīmēma" für "nachgeahmte Dinge", ist ein zentraler Punkt der Memtheorie, wie sie von Richard Dawkins vorgestellt wurde. Ein Mem wird als ein im Gehirn gespeichertes Informationsmuster definiert, das bewusst abgerufen werden kann – ein Gedanke, der sich jedoch von simplen Wahrnehmungen oder Gefühlen abhebt. Memes können durch den Prozess der Kommunikation und Imitation weitergegeben und vervielfältigt werden, wodurch sie sich soziokulturell verbreiten, ähnlich wie Gene auf biologischer Ebene vererbt werden.


Die Theorie suggeriert, dass Memes einer Art soziokultureller Evolution unterliegen, die durch analoge Mechanismen wie die biologische Evolution beschrieben werden kann, inklusive möglicher Veränderungen bei der Übertragung und dem Einfluss der Umwelt auf ihre Verbreitung. Mihály Csíkszentmihályi präzisiert die Entstehung eines Mems als Reaktion des menschlichen Nervensystems auf eine Erfahrung.

Allerdings sieht sich die Memtheorie kritischen Stimmen gegenüber, insbesondere hinsichtlich der Unschärfe ihrer Schlüsselkonzepte, die empirische Überprüfungen erschweren, und dem Vorwurf, etablierte Erkenntnisse aus Psychologie und Sozialwissenschaften zu ignorieren. Kritiker hinterfragen zudem den Erkenntnisgewinn, den die Memtheorie bietet.

In der modernen Internetkultur hat der Begriff "Meme" eine weitere Bedeutung angenommen und bezieht sich häufig auf virale Internetphänomene, die sich rasch in sozialen Medien verbreiten. Diese digitale Auffassung von Memen, oft in humorvollen Bildern, Videos oder Texten manifestiert, bildet eine neue Dimension der kulturellen Evolution im digitalen Zeitalter.


Hier die wichtigsten Kritikpunkte:

Das Konzept des Mems, wie es von Richard Dawkins eingeführt wurde, ist ohne Zweifel faszinierend, da es versucht, die Verbreitung kultureller Informationen analog zur biologischen Evolution von Genen zu erklären. Doch bei aller Eleganz der Theorie sind einige kritische Punkte nicht zu übersehen.

Erstens ist die Definition und Abgrenzung eines Mems äußerst vage. Während Gene als konkrete Einheiten der biologischen Vererbung identifizierbar und messbar sind, gestaltet sich die Bestimmung dessen, was genau ein Mem ausmacht, deutlich schwieriger. Gedanken, Ideen oder kulturelle Praktiken sind in ihrer Natur fluid und oft kontextabhängig, was ihre Identifikation als klar abgegrenzte "Informationseinheiten" problematisch macht.

Zweitens mangelt es der Memtheorie an einer soliden empirischen Grundlage. Die Theorie bietet interessante Ansätze, wie kulturelle Phänomene sich verbreiten und wandeln könnten, aber sie bleibt in weiten Teilen spekulativ. Die Mechanismen der Übertragung, Variation und Selektion von Memen sind nicht annähernd so gut verstanden oder belegt wie jene der biologischen Evolution.

Drittens, die Anwendung der Memtheorie auf reale kulturelle und soziale Phänomene birgt das Risiko einer Vereinfachung komplexer menschlicher Verhaltensweisen und historischer Prozesse. Kulturelle Dynamiken sind das Produkt vielfältiger Einflüsse, darunter individuelle Entscheidungen, soziale Strukturen, historische Kontexte und Zufälligkeiten. Die Reduktion dieser Dynamiken auf eine Art "Überleben der fittesten" Ideen könnte wichtige Aspekte menschlicher Kreativität und Interaktion übersehen.

Viertens hat die Kritik an der Memtheorie auch eine methodologische Dimension. Die Theorie lehnt sich stark an die Prinzipien der biologischen Evolution an, ohne dabei auf die spezifischen Eigenschaften kultureller Entwicklung angemessen einzugehen. Kulturelle Evolution ist kein rein imitativer oder genetischer Prozess, sondern beinhaltet bewusste Reflexion, Interpretation und Innovation, die in der Memtheorie unterbelichtet bleiben.

Schließlich ist die Umstrittenheit der Memtheorie teilweise darauf zurückzuführen, dass unklar bleibt, welchen konkreten Erkenntnisgewinn sie liefert. Während sie zweifellos zum Nachdenken anregt und interessante Diskussionen über die Natur kultureller Veränderungen anstößt, bleibt fraglich, inwiefern sie praktische Einsichten in die Komplexität menschlicher Kulturen bietet.

Insgesamt
bietet das Konzept des Mems einen anregenden Rahmen, um über die Verbreitung und Evolution kultureller Phänomene nachzudenken. Es erfordert jedoch eine kritische Auseinandersetzung und Weiterentwicklung, um die komplexen Realitäten menschlicher Kultur und sozialer Interaktion besser einfangen zu können.


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