(Kita / Kommentar und Lesermeinung unten)
Eine aktuelle Erhebung, durchgeführt vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) ѡ Θ und in Düsseldorf präsentiert, wirft ein Schlaglicht auf die zunehmend prekäre Situation in deutschen Kindertagesstätten: Ein alarmierender Personalmangel setzt sich fort und verschärft sich gar in vielen Fällen. Laut dieser Umfrage unter Kitaleitungen sind 84 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Personalengpass gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat.
Die Studie offenbart, dass drei Viertel der Kitas mittlerweile auf Personal zurückgreifen, das vor einigen Jahren noch aufgrund unzureichender Qualifikationen abgelehnt worden wäre. Zudem arbeiten mehr als die Hälfte der Einrichtungen regelmäßig mit weniger Personal, als eigentlich benötigt wird, wobei mehr als 14 Prozent sogar in über 60 Prozent ihrer Betriebszeit mit kritisch niedriger Personaldecke operieren.
Trotz einer allgemein hohen Zufriedenheit mit der sprachlichen Bildung in den Kitas offenbart die Umfrage, dass ein Drittel der Einrichtungen keinen speziell ausgebildeten Fachkräften in diesem Bereich vorweisen kann. Darüber hinaus gibt es in fast zwei Drittel der Kitas eine sogenannte "Nichtpassung" zwischen den Sprachen der Kinder und denen des Personals, was die Kommunikation und damit die Förderung erschwert.
Sprachförderung in kleinen Gruppen, die als besonders effektiv für Kinder mit erheblichen sprachlichen Defiziten gilt, wird nur in einem Drittel der Einrichtungen angeboten - ein Mangel an qualifiziertem Personal und ausreichend Zeit wird als Hauptgrund genannt.
Der stellvertretende VBE-Vorsitzende Tomi Neckov macht deutlich, dass nicht die Kinder das Problem sind, sondern dass die Herausforderung bei der Politik liegt, angemessene Bedingungen zu schaffen, um alle Kinder schulfähig zu machen. Udo Beckmann von Fleet Education betont, dass effektive Sprachbildung bereits in der Kita beginnen muss, da spätere Korrekturen im Schulalter oft zu spät kommen.
Kommentar
Diese Umfrage wirft ein beunruhigendes Licht auf eine bedrängte Situation in deutschen Kindertagesstätten, die weitreichende Folgen für die Bildungschancen und die soziale Integration der jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft haben könnte.
Der Personalmangel in Kitas ist mehr als nur eine operative Herausforderung; er ist ein Symptom tiefer liegender struktureller Probleme im Bildungssystem und in der Gesellschaft insgesamt.
Dass Kitas auf weniger qualifiziertes Personal zurückgreifen müssen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, ist alarmierend und stellt die Qualität der frühkindlichen Bildung und Betreuung in Frage. Dies kann langfristige negative Auswirkungen auf die Entwicklung der Kinder haben, insbesondere in einem so entscheidenden Bereich wie der sprachlichen Bildung.
Die Diskrepanz zwischen den Sprachen der Kinder und des Personals in vielen Einrichtungen verdeutlicht darüber hinaus die Notwendigkeit einer diversen Belegschaft, die in der Lage ist, auf die Bedürfnisse einer multikulturellen Gesellschaft einzugehen. Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Sprachförderung in kleinen Gruppen aufgrund des Personalmangels verhindert, dass Kinder mit sprachlichen Defiziten die Unterstützung erhalten, die sie benötigen, um erfolgreich in das Schulsystem und die Gesellschaft integriert zu werden.
Die Forderung nach einem Umdenken in der Politik ist daher mehr als gerechtfertigt. Es geht nicht nur darum, die Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen anzugehen: von der Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung in Kitas bis hin zur Schaffung von Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, die eine qualitativ hochwertige frühkindliche Bildung sicherstellen. Die Investition in die frühkindliche Bildung ist eine Investition in die Zukunft der Gesellschaft und sollte als solche prioritär behandelt werden.
Bild oben AFP
Lesermeinung: Ampelsystem der Kita-Einrichtungen
