In den vergangenen Jahren ist der Export von Kunststoffabfällen aus Deutschland deutlich zurückgegangen und konzentriert sich größtenteils auf Länder der Europäischen Union. Eine neue Studie, durchgeführt vom Öko-Institut im Auftrag des Umweltbundesamts, untersucht die Gesamtsituation bezüglich Kunststoffabfällen: den Exportverlauf, die Mengen sowie Strategien zur Verbesserung der Situation.
Gemäß der Studie beträgt der Exportüberschuss lediglich 5,7 Prozent, was bedeutet, dass über 94 Prozent der Kunststoffabfälle in Deutschland recycelt werden. Der exportierte Anteil der Kunststoffabfälle hat sich seit 2017 stark reduziert. Im Jahr 2021 wurden nur noch 820 Kilotonnen exportiert im Vergleich zu 1.218 Kilotonnen vier Jahre zuvor. Dies ist hauptsächlich auf strenge Restriktionen in den importierenden Ländern zurückzuführen. Seit 2018 wird gemäß offizieller Statistiken kaum noch Kunststoffabfall, und seit Januar 2021 überhaupt kein Abfall mehr, aus Deutschland nach China exportiert. "Diese Entwicklung ist positiv zu bewerten, da eine umweltgerechte Behandlung nach EU-Standards nach dem Export aus Deutschland nicht mehr gewährleistet werden kann", erklärt Dr. Johannes Betz, Projektleiter am Öko-Institut. "Dennoch sollte Abfallvermeidung im Rahmen einer Kreislaufwirtschaft Priorität haben."
Handlungsempfehlungen der Studie
Um Abfall generell zu reduzieren, sind gesetzliche Regelungen zur Förderung von Wiederverwendbarkeit und Reparierbarkeit notwendig. Die Studie empfiehlt auch, dass Hersteller von Kunststoffen verstärkt in die Verantwortung genommen werden sollten. Sie sollten bereits bei der Produktion auf die Zusammensetzung der Stoffe in den Produkten, deren Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit achten.
Ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Behandlung von industriellen Kunststoffabfällen ist die Gewerbeabfallverordnung. "Diese sollte verstärkt überwacht werden, um sicherzustellen, dass alle Gewerbetreibenden sie einhalten", sagt Betz. Die Analyse zeigt auch, dass die Bepreisung von CO2 aus der Abfallverbrennung zu einer erhöhten Trennung von Kunststoffabfällen führen wird. Dies hätte wiederum mehr stoffliches Recycling und weniger Verbrennung, insbesondere von Gewerbeabfällen, zur Folge.
Die Verabschiedung der EU-Abfallverbringungsverordnung steht nur noch aus der Zustimmung des Rates der EU aus. Wie in der Studie empfohlen, umfasst die Verordnung verschiedene Maßnahmen zur besseren Überwachung der Abfallverbringung, darunter eine verstärkte Digitalisierung und klare Zuständigkeiten zur Durchsetzung bestehender Vorschriften. Außerdem soll ein generelles Exportverbot für Kunststoffabfälle in Nicht-OECD-Staaten beschlossen werden. Unter bestimmten Bedingungen können auf Antrag des betroffenen Drittstaats Ausnahmen gewährt werden.
Kunststoffe werden zu wenig recycelt
Im Jahr 2021 bestanden 60 Prozent des Kunststoffabfalls in Deutschland aus Verpackungen, sowohl aus privaten als auch aus gewerblichen Quellen. Etwa 64 Prozent aller Kunststoffabfälle wurden energetisch verwertet, hauptsächlich durch Verbrennung zur Energiegewinnung. Somit wird nur etwas mehr als ein Drittel der Kunststoffe stofflich wiederverwertet und recycelt. Darüber hinaus werden die recycelten Kunststoffe oft für weniger anspruchsvolle Produkte verwendet und ersetzen daher nicht unbedingt neuen Kunststoff, sondern beispielsweise Beton oder Holz.
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie liegt auf Kunststoffen in Elektro- und Elektronikgeräten. Hier werden Maßnahmen empfohlen, um die Sammelquote zu erhöhen und optimierte Sortierverfahren einzuführen. Beide Maßnahmen könnten das Kunststoffrecycling in Deutschland verbessern. Insgesamt sollte das Recycling von Elektro- und Elektronikgeräten wieder zunehmen, anstatt, wie derzeit, aufgrund schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen abzunehmen. Recycelte Kunststoffe sollten bei der Herstellung neuer Produkte bevorzugt werden. "Die Politik sollte hier sinnvolle Maßnahmen ergreifen, um einen geschlossenen Kunststoffkreislauf zu erreichen", betont Tobias Schleicher, Projektmitarbeiter und Senior Researcher.
Öko-Institut e.V., Büro Darmstadt / OZD.news