Bereits die Stimmung zu "Major Tom" war elektrisierend, und mit Niclas Füllkrugs Tor schoss die Begeisterung für die bevorstehende Heim-EM in die Höhe. Doch der Matchwinner aus Frankfurt vermisste eine entscheidende Komponente: einen Vorsänger, auch Capo genannt.
Über soziale Netzwerke richtete der Spieler aus Dortmund daher noch in derselben Nacht nach dem 2:1-Sieg über die Niederlande einen Appell an die deutschen Fans. "Es war toll, mit der Unterstützung unserer Fans im Rücken zu spielen", erklärte er: "Eine spürbare Euphorie war im Anmarsch, und der Empfang war durchweg positiv. Jetzt fehlt uns nur noch ein Anführer für die Gesänge!"
Füllkrug führte seinen Gedanken weiter aus: "Die Fans waren voller Enthusiasmus und wollten uns tatkräftig unterstützen. Allerdings mangelte es an einer einheitlichen Richtung. Daher wäre es hilfreich, eine kleine Gruppe zu haben, die bei der EM den Rhythmus vorgibt."
Was ist ein Capo?
Ein Capo, in der weiblichen Form Capa, ist eine zentrale Figur in der Fankultur vieler Fußballvereine und anderer Sportmannschaften, insbesondere in den Ultra-Gruppierungen. Der Begriff stammt aus dem Italienischen und bedeutet "Chef" oder "Anführer". Ein Capo ist verantwortlich für die Koordination und Leitung der Gesänge, Rhythmen und Choreografien der Fans während eines Spiels. Diese Rolle ist entscheidend für die Schaffung und Aufrechterhaltung der Stimmung im Stadion, indem der Capo die Fanaktivitäten organisiert und dirigiert.
Typischerweise steht der Capo auf einem Podest oder einer anderen erhöhten Position vor der Fankurve, um eine gute Sicht auf die gesamte Gruppe zu haben und um von allen Fans gesehen zu werden. Oftmals nutzt der Capo ein Megafon, ein Mikrofon oder ähnliche Hilfsmittel, um seine Anweisungen über große Entfernungen hinweg zu übermitteln und die Fangesänge zu koordinieren.
Die Rolle des Capos geht über die bloße Anleitung von Gesängen hinaus. Capos tragen auch zur Identität und Einheit der Fanbasis bei, indem sie dazu beitragen, eine kraftvolle und unterstützende Atmosphäre zu schaffen, die die Mannschaft auf dem Feld anspornen kann. In manchen Fällen können Capos auch in die Organisation von Choreografien und die Planung von Fanaktivitäten außerhalb des Stadions involviert sein.
In Deutschland übernehmen Capos, inspiriert vom italienischen Fanwesen, seit fast drei Jahrzehnten die Aufgabe, die Fangesänge der Ultra-Gruppen zu leiten. Der erste Capo trat, passend zur Geschichte, Ende der 1990er Jahre in Frankfurt in Erscheinung. Üblicherweise stehen diese Anführer auf Podesten vor der Fantribüne und nutzen Megafone oder Mikrofone, um die Gesänge zu koordinieren. 2022 wurde mit Kay Bernstein sogar ein ehemaliger Capo von Hertha BSC zum Vereinspräsidenten gewählt.
Obwohl es bei der deutschen Nationalmannschaft traditionell keine organisierte Fankultur gibt, organisiert der Deutsche Fußball-Bund durch seinen Fanclub Nationalmannschaft, der seit 2003 existiert, bei Heimspielen spektakuläre Choreografien und unterstützt die Anhänger auch bei Auswärtsspielen. Zudem werden über den Fanclub, der über 50.000 Mitglieder zählt, Ticketkäufe abgewickelt.
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