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EU will Armenien den Russen mit Geld entreißen

Die Europäische Union hat Armenien ein umfangreiches Unterstützungspaket im Wert von 270 Millionen Euro zugesichert.

Armenien

Diese finanzielle Zusage erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem Armenien seine diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland neu bewertet und sich zunehmend dem Westen zuwendet. "Es ist Zeit, ein neues Kapitel in der langen und reichen Geschichte zwischen Europa und Armenien aufzuschlagen", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel. Dieses "Resilienz- und Wachstumspaket", welches über einen Zeitraum von vier Jahren laufen soll, symbolisiert die Solidarität der EU mit Armenien.


In Gesprächen mit dem armenischen Premierminister Nikol Paschinjan ѡ und US-Außenminister Antony Blinken wurde die Intensivierung der Beziehungen diskutiert. Paschinjan betrachtet diese Gespräche als Beleg für eine wachsende Partnerschaft sowohl mit der EU als auch mit den USA. Von Seiten der USA wurde eine Aufstockung der Wirtschaftshilfe für Armenien auf 65 Millionen Dollar angekündigt, um das Land in seiner Unabhängigkeit und friedlichen Koexistenz mit seinen Nachbarn zu stärken.


Die Neuausrichtung Armeniens folgt auf Enttäuschungen über Russlands Untätigkeit während der jüngsten militärischen Aktionen Aserbaidschans in Bergkarabach, die zur vollständigen Kontrolle der Region durch Aserbaidschan führten. Diese Entwicklung hat Armenien dazu veranlasst, seine Bündnisse zu überdenken und den Schwerpunkt seiner internationalen Beziehungen auf westliche Staaten wie Frankreich und die USA zu legen, was in Russland auf Kritik stieß.


Trotz der Zuwendung zum Westen betonte Paschinjan die anhaltende Bereitschaft zur Normalisierung der Beziehungen mit Aserbaidschan, eine Haltung, die vom aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Alijew mit Skepsis aufgenommen wurde. Alijew warnte vor neuen Spannungen im Kaukasus und deutete an, dass die Brüsseler Treffen potenziell konfliktfördernd seien.


Die jüngsten Grenzzwischenfälle zwischen Armenien und Aserbaidschan sowie Warnungen der Türkei, die Aserbaidschans Position unterstützt, unterstreichen die Komplexität der geopolitischen Lage. Die Türkei mahnte, dass die Annäherung Armeniens an den Westen den neutralen Ansatz untergraben könnte, der für die Lösung regionaler Probleme essentiell sei, und warnte davor, dass solche Initiativen ohne Einbeziehung Aserbaidschans den Südkaukasus in ein Gebiet geopolitischer Konfrontation verwandeln könnten.


Kommentar

Die EU-Unterstützung für Armenien ist ein deutliches Zeichen der Solidarität in einer Zeit, in der das Land vor geopolitischen Herausforderungen steht. Während diese Hilfe Armenien in seiner Resilienz und wirtschaftlichen Entwicklung stärken kann, birgt die Neuorientierung Armeniens das Risiko, bestehende Spannungen in der Region zu verschärfen. Die komplexen Beziehungen im Südkaukasus erfordern eine sorgfältige Diplomatie und die Einbeziehung aller betroffenen Parteien, um dauerhafte Lösungen für den Frieden und die Stabilität in der Region zu finden. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, einen ausgewogenen Ansatz zu finden, der die Souveränität und Sicherheit Armeniens unterstützt, ohne dabei die regionalen Spannungen unnötig zu erhöhen.