Nach der Todesnachricht kondolierten zahlreiche Spitzenpolitiker Sodanns Ehefrau Cornelia und seinen vier Kindern. So schrieb Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Brief an die Witwe: "Mit Peter Sodann verlieren wir einen wunderbaren Schauspieler und Intendanten, aber vor allem einen Künstler, Denker und Menschenfreund."
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) erklärte, sein Land verliere "eine große Theater-Persönlichkeit und einen wichtigen Kulturschaffenden".
Sodann sei "ein gradliniger und aufrechter Demokrat, ein wunderbarer Schauspieler und eine sehr engagierte Persönlichkeit" gewesen, schrieb Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow im Kurzbotschaftendienst X.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erklärte, Sodann sei "für Generationen ein vertrauter und beliebter Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant" gewesen. "Aber auch sein gesellschaftliches Engagement und seine politischen Einmischungen werden uns fehlen."
Der am 1. Juni 1936 in Meißen geborene Sodann, Sohn eines KPD-Mitglieds, lernte zunächst Werkzeugmacher und begann in Leipzig ein Jurastudium, bevor er 1959 an die dortige Theaterhochschule wechselte. Während des Studiums leitete er das Kabarett "Rat der Spötter", das 1961 aufgelöst wurde. Nach vermeintlich staatsfeindlichen Äußerungen wurde er aus der SED ausgeschlossen und saß neun Monate in einem Stasi-Gefängnis.
Nach seiner Haftentlassung ließ sich Sodann zum Spitzendreher ausbilden, um sich dann 1963 erneut an der Theaterhochschule einzuschreiben. Sein erstes Engagement führte ihn 1964 ans Berliner Ensemble zu Helene Weigel. Später wurde Sodann Intendant des Neuen Theaters in Halle, das er selbst ab 1981 aus einem alten Kinosaal zu einem Schauspielhaus umbaute und zu einer Kulturinsel erweiterte. Dieses Engagement fand 2005 ein jähes Ende, als die Stadt Halle ihn als Theaterchef ablöste.
Bekannt wurde Sodann aber vor allem mit seiner Rolle als erster ostdeutscher "Tatort"-Kommissar, der von 1992 bis 2007 in Dresden und Leipzig ermittelte. Als Bruno Ehrlicher thematisierte er auch die Probleme des Umbruchs im Osten Deutschlands.
Nach der Vereinigung engagierte sich Sodann für die Linkspartei. 2009 trat er für die Partei als Kandidat bei der Bundespräsidentenwahl an. "Ich habe schon immer die Absicht gehabt, die Welt zu ändern", bekannte der parteilose Sodann damals. Als eher chancenloser Kandidat nahm er kein Blatt vor den Mund.
Sodann forderte mal einen "Sozialismus neuer Prägung", bei dem das System der ehemaligen DDR freilich nicht als Vorbild dienen könne, mal erklärte er, als echter "Polizeikommissar" würde er den damaligen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann verhaften. Die Wahl verlor er gegen Amtsinhaber Horst Köhler.
In den vergangenen Jahren widmete sich Sodann vor allem dem Aufbau seiner "DDR-Bibliothek" in einem ausgebauten Kuhstall des ehemaligen Ritterguts von Staucha, für die er Millionen Bücher zusammentrug. Er sammelte und katalogisierte alle Bücher, die zwischen Kriegsende und dem Fall der Mauer in den DDR-Verlagen veröffentlicht wurden. Ganze Buchbestände bewahrte er so vor der Müllhalde. Sodann sah die Bücher als "historisches Kulturgut", das für nachfolgende Generationen gesichert werden müsse.
Nach seinem Tod änderte die ARD ihr Programm und kündigte an, am späten Sonntagabend im Ersten Sodanns letzten Fall als "Tatort"-Kommissar, die Folge "Die Falle" von 2007, auszustrahlen.
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