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Deutsche Unternehmen sehen unfairen Wettbewerb in China

China ist aufgefordert, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen

Fast zwei Drittel (65 Prozent) der in China tätigen deutschen Unternehmen fühlen sich einer Umfrage zufolge unfair behandelt. Wie die Deutsche Auslandshandelskammer in China (AHK) am Mittwoch in Peking mitteilte, werden die Wettbewerbsnachteile insbesondere beim Marktzugang und beim Zugang zu Regierungsvertretern, Behörden und öffentlichen Ausschreibungen gesehen. Vom Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Peking ab Samstag erhofft sich die Handelskammer Lösungen für diese Probleme.

"Die rechtlichen Rahmenbedingungen in China schwächen die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, die entschlossen sind, von der Innovationsstärke Chinas zu profitieren", erklärte Ulf Reinhardt von der AHK. Die Kombination aus einer schleppenden Entwicklung der chinesischen Wirtschaft und dem Erstarken lokaler Unternehmen machten die "unfairen Wettbewerbsbedingungen in China besonders deutlich spürbar", erklärte die Kammer.

95 Prozent der Unternehmen rechnen durch das Erstarken der chinesischen Konkurrenz mit Auswirkungen auf das eigene Geschäft. Als Folgen des verschärften Wettbewerbs werden den Angaben zufolge vor allem ein erhöhter Kostendruck, Gewinneinbußen und ein geringerer Marktanteil erwartet. Trotzdem plant über die Hälfte (54 Prozent) der 150 befragten Unternehmen weitere Investitionen in der Volksrepublik. Der Großteil davon wolle damit überhaupt wettbewerbsfähig bleiben. Früher hätten Firmen eher investiert, um zu wachsen oder neue Potenziale zu erschließen.

Bundeskanzler Scholz müsse der chinesischen Regierung verständlich machen, auf welche Herausforderungen die deutschen Firmen treffen. "Wir erwarten, dass wieder mehr Vertrauen geschaffen wird zwischen den Regierungen", sagte Maximilian Butek von der Handelskammer Ostchina. 

Angesichts der erstarkenden Konkurrenz forderte die Kammer die chinesische Regierung auf, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen. "Die meisten chinesischen Unternehmen haben kaum Anlass, Wettbewerb zu fürchten. Gleiche Wettbewerbsbedingungen werden Produktivität und Innovation in allen Branchen steigern", erklärte Reinhardt. Daran müsse auch die chinesische Führung ein Interesse haben. 

Staatliche Subventionen insbesondere für die heimische Industrie sind in China allgegenwärtig, wie eine Auswertung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) vom Mittwoch zeigt. Demnach erhielten mehr als 99 Prozent der börsennotierten Unternehmen 2022 direkte staatliche Unterstützungen. Vor allem grüne Technologien wie Elektromobilität oder Windkraft würden dabei berücksichtigt.

China setze Subventionen oftmals sehr gezielt ein, um Schlüsseltechnologien zur Marktreife zu bringen, erklärte das IfW. So könnten Unternehmen aus der Volksrepublik mit Hilfe weiterer Unterstützungsmaßnahmen wie etwa dem bevorzugten Zugang zu kritischen Rohstoffen in vielen grünen Technologiebereichen sehr schnell expandieren und in EU-Märkte vordringen.

Die EU-Kommission wittert längst unerlaubte Subventionen, um den chinesischen Herstellern Vorteile zu verschaffen. Die Behörde prüft etwa Subventionen für chinesische Solarhersteller, Elektroautos und Windturbinen - in letzter Konsequenz drohen Strafzölle. Butek von der Handelskammer sieht das kritisch. Deutschland sei wie kaum ein anderes Land abhängig von offenen Märkten und stark exportorientiert. Strafzölle wirkten sich demnach nicht nur auf China aus, sondern wohl auch auf Deutschland und die EU. 

Derzeit sehen sich die deutschen Unternehmen bei der Produktqualität, der technologischen Führungskraft und der Innovationsstärke ihrer chinesischen Konkurrenz überlegen. Die Umfrage zeigt aber auch, dass China in diesen Bereichen deutlich aufholt. So gaben lediglich fünf Prozent der Unternehmen an, dass China bereits heute Innovationsführer ihrer Branche ist. Innerhalb der kommenden fünf Jahre erwarten das allerdings schon 46 Prozent.

In der Automobilbranche sehen bereits heute elf Prozent die chinesischen Unternehmen vorne, während 58 Prozent erwarten, dass dies in den nächsten fünf Jahren der Fall sein wird.

mb/hcy


© Agence France-Presse