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Tschassiw Jar liege unter "Dauerfeuer"

Ukraine stärkt ihre Verteidigung im Osten mit Waffen und Drohnen

Angesichts der unablässigen russischen Angriffe hat die Ukraine ihre Verteidigung im Osten bei der Frontstadt Tschassiw Jar nach eigenen Angaben verstärkt. Es seien zusätzliche Waffen und Drohnen dorthin geschickt worden, gab Armeechef Oleksandr Syrskyj am Sonntag bekannt. Die Lage an der Front im Osten hatte sich nach seinen Worten vom Samstag zuletzt "erheblich verschlechtert".

Syrskyj schrieb im Onlinedienst Facebook nach einem Truppenbesuch in dem umkämpften Ort, dass "Maßnahmen ergriffen wurden, um die Brigaden deutlich mit Munition, Drohnen und elektronischer Kriegsausrüstung zu stärken". Russland konzentriere seine Anstrengungen darauf, westlich der Stadt Bachmut durch die Verteidigungslinien durchzubrechen. Das am Ende völlig zerstörte Bachmut war bereits vergangenes Jahr im Mai von den Russen erobert worden, Tschassiw Jar liegt etwa 20 Kilometer westlich davon. 

Russland wolle die Frontstadt "einnehmen", Tschassiw Jar liege unter "Dauerfeuer", erklärte Syrskyj weiter. Nach seinen Angaben hat die russische Militärführung ihrer Armee eine Frist bis zum 9. Mai als Ziel ausgegeben, um die Stadt einzunehmen - das ist der Gedenktag in Russland für den Sieg über Nazi-Deutschland. Danach wolle Russland die Bedingungen schaffen, um zur Großstadt Kramatorsk und Umgebung vorstoßen, die weniger als 30 Kilometer von Tschassiw Jar entfernt liegt.

Der ukrainische Armeechef hatte bereits am Samstag angekündigt, dass seine Truppen an der Front im Osten mit elektronischem Kriegsgerät und Luftverteidigung gestärkt werden sollten. Nur durch den Einsatz von High-Tech-Waffen könne es der Ukraine gelingen, "einen größeren Feind zu besiegen".

Am Samstag hatte die russische Armee die Eroberung einer Ortschaft nahe der ostukrainischen Stadt Awdijiwka bekannt gegeben. Perwomajske sei "befreit" worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.

Russland meldet seit Wochen regelmäßig Erfolge der eigenen Armee in der Gegend um Awdijiwka, während die ukrainische Armee unter den Folgen von Munitionsmangel und Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Soldaten leidet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte angesichts der schwierigen Lage im Osten vor wenigen Tagen vor einer Niederlage seines Landes im Krieg gegen die russischen Angreifer gewarnt. Die Ukraine wartet händeringend auf weitere Militärhilfe der USA, die seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 wichtigster militärischer Unterstützung des Landes waren. Seit Ende vergangenen Jahres blockieren die Republikaner im US-Kongress unter Druck des früheren Präsidenten Donald Trump ein neues Ukraine-Hilfspaket im Umfang von 60 Milliarden Dollar (rund 55 Milliarden Euro).

Deutschland kündigte am Samstag an, der Ukraine in Kürze ein drittes Patriot-Luftabwehrsystem zu liefern. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte die Lieferung persönlich in einem Telefonat mit Selenskyj zu, wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte. Beide seien sich dabei einig gewesen, "dass auch weitere Anstrengungen von Partnern" für die Stärkung der ukrainischen Luftverteidigung erforderlich seien.

Selenskyj dankte Scholz im Onlinedienst X für die Entscheidung. Demnach sagte der Kanzler auch weitere Luftabwehrraketen für die bisher eingesetzten Patriot-Systeme zu. "Danke, Olaf, für deine Führungsstärke", schrieb der ukrainische Staatschef. "Dies ist ein echtes Zeichen der Unterstützung für die Ukraine in einem kritischen Moment."

Russland beschoss am Wochenende erneut auch die Region Charkiw im Osten der Ukraine, zwei Menschen wurden dabei am Samstagabend in einem grenznahen Dorf getötet. Laut Kiew wurde erneut auch die Energieinfrastruktur der Ukraine ins Visier genommen.

cp/se

© Agence France-Presse