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Dank "Kopfball-Ungeheuer" Kimmich: Bayern dürfen träumen

Der Schlusspfiff ging in einem Orkan unter, danach riss sich Trainer Thomas Tuchel aus der Jubeltraube vor seiner Bank los und eilte auf seinen Kollegen Mikael Arteta zu.

Bayern

Seine Spieler wurden vor der Südkurve gefeiert wie lange nicht, Matchwinner Joshua Kimmich tanzte ausgelassen zum Schlatchruf "Super-Bayern- Super-Bayern, hey hey". Es folgte der optimistische Gesang "Europapokalsieger - FCB."

Der Traum lebt - und wie! Ein leidenschaftlicher FC Bayern hat sich dank "Kopfball-Ungeheuer" Kimmich und mit viel taktischem Geschick zum ersten Mal seit dem Triple 2020 wieder ins Halbfinale der Champions League gekämpft. Nach dem emotional aufreibendem 1:0 (0:0) im Viertelfinal-Rückspiel gegen das englische Spitzenteam des FC Arsenal dürfen die Münchner jetzt sogar vom prickelnden Wembley-Wiedersehen mit Borussia Dortmund träumen: Im Finale am 1. Juni im Londoner Fußball-Tempel.

Zeigt die so wankelmütige Mannschaft auch dort ihr bestes Königsklassen-Gesicht, kann sie die kurze, wilde Ära ihres bis zur letzten Minute voll engagierten Tuchel doch noch krönen und die erste titellose Saison seit 2012 abwenden. Zunächst aber wartet Anfang Mai die schwere Aufgabe gegen Rekordsieger Real Madrid.

Kimmichs Kopfball-Torpedo (63.) stellte die Weiche Richtung Vorschlussrunde. Danach tat der deutsche Rekordmeister das einzig richtige und ging angetrieben von Tuchel auf das 2:0, das nach dem 2:2 im Hinspiel die Entscheidung bedeutet hätte. Der erlösende Treffer wollte zwar nicht mehr fallen, auch nicht bei der Chance von Jamal Musiala (90.) - der Rest war dennoch riesengroßer Jubel.

Die 75.000 Fans in der ausverkauften Allianz Arena, darunter der frühere Münchner Mats Hummels 24 Stunden nach dem Coup gegen Atletico Madrid, bekamen schon zum Start ein Feuerwerk zu sehen: Die treuesten Bayern-Anhänger in der Südkurve zündelten ausdauernd, auch Tuchel war sofort auf Betriebstemperatur.

Der Coach korrigierte und dirigierte viel. Das oberste Ziel: Arsenals starke rechte Seite mit dem quirligen Bukayo Saka einbremsen. Dafür sortierte er die linke Flanke neu. Noussair Mazraoui ersetzte den gesperrten Alphonso Davies, Tuchels Lieblingsschüler Raphael Guerreiro den verletzten Serge Gnabry.

Das bedeutete: Ur-Bayer Thomas Müller musste weiter auf seinen 150. Champions-League-Einsatz warten. Ohne den Routinier war Leroy Sane rechts noch wichtiger als Anspielstation und wurde gesucht. In der vierten Minute setzte er sich gegen drei Mann durch, die folgende Flanke von Joshua Kimmich nutzte Harry Kane zu einer ersten Gelegenheit.

Danach begann schnell das Belauern - oder: "Schach auf höchstem Niveau", wie DAZN-Experte Sami Khedira meinte. Beide Mannschaften waren darauf bedacht, Fehler zu vermeiden und verzichteten auf riskantes Pressing. Das Münchner Spiel war dabei zu statisch. Als es über Guerreiro mal schnell ging, tat sich eine Lücke auf, die Mazraoui (23.) fast zum 1:0 genutzt hätte. Es wurde offener, munterer.

Das führte zu Gelegenheiten auf beiden Seiten, Arsenals Gabriel Martinelli (31.) vergab die beste. Tuchel wies sein Team hektisch an, die Positionen besser zu halten. Dann der erste Aufreger: Saka lag nach einem Schuss ins Gesicht am Boden und Mazraoui (35.) hatte plötzlich freie Bahn zum Tor. Doch Schiedsrichter Danny Makkelie (Niederlande) unterbrach und bedeutete protestierenden Münchnern, er habe das Spiel noch nicht freigegeben.

Die zweite Halbzeit begann mit einem Paukenschlag: Nach Kimmichs Flanke köpfte Leon Goretzka an den Pfosten, wo auch Guerreiros Nachschuss landete (47.). Tuchel nutzte die nächste Unterbrechung und gab Musiala wild gestikulierend Anweisungen. Nach einem unnötigen Ballverlust von Konrad Laimer im Mittelfeld schimpfte er länger, weil er wohl spürte: Seine Mannschaft musste eine Schippe drauflegen.

Kimmich trat eine Ecke hinters Tor, Tuchel grummelte - und durfte doch bald jubeln: wegen Kimmich. Nach einem Lauf von Sane fiel der Ball zu Guerreiro, der maßgerecht auf den Kopf des einlaufenden Rechtsverteidigers flankte. Nicht nur die Bosse riss es aus den Sitzen.

Marco MADER und Felix NEUBAUER /
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