Rund 50 Menschen skandierten auf türkisch Parolen wie "Mörder Deutschland" und "Genozidunterstützer", als Steinmeier einen Rundgang am historischen Istanbuler Bahnhof Sirekci unternehmen wollte. Die Demonstranten hatten sich an einem gegenüberliegenden Bahnsteig versammelt, wie ein AFP-Reporter berichtete.
Auf einem ihrer Plakate war ein Steinmeier-Foto neben Bildern von Adolf Hitler und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zu sehen. Eine Kundgebungsteilnehmerin skandierte "Freies Palästina".
Sicherheitskräfte schritten ein, es kam zu einzelnen Rangeleien mit Demonstranten. Der Protest hielt einige Minuten an, er verlief friedlich. Steinmeier und Istanbuls Bürgermeister Ekrem Imamoglu setzten den Rundgang trotz der Proteste fort.
Die starke Unterstützung Deutschlands für Israel stößt in der türkischen Öffentlichkeit auf großen Unmut. Die Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan unterstützt die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas. Erst am Wochenende hatte Erdogan den Hamas-Auslandschef Ismail Hanija betont herzlich empfangen. Die EU betrachtet die Hamas hingegen als Terrororganisation.
© Agence France-Presse
OZD-Wissen: Wer ist Ekrem Imamoglu?
Ekrem İmamoğlu ist ein türkischer Politiker, der vor allem als Bürgermeister von Istanbul bekannt ist. Er wurde am 4. Juni 2019 in dieses Amt gewählt, nachdem er die Kommunalwahlen im März 2019 und die darauf folgende Wahlwiederholung im Juni für die oppositionelle Republikanische Volkspartei (CHP) gewonnen hatte. Seine Wahl wird oft als bedeutender politischer Wendepunkt in der Türkei angesehen, da die Stadt Istanbul über zwei Jahrzehnte lang von der AKP und ihren Vorgängerparteien regiert wurde, die mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan verbunden sind.
İmamoğlu, geboren 1970 in Trabzon, hat vor seiner politischen Karriere im lokalen Management und in der Unternehmensführung gearbeitet. Sein Sieg bei den Bürgermeisterwahlen in Istanbul war bemerkenswert, weil er in einer Stadt gewonnen hat, die als politisches und wirtschaftliches Zentrum der Türkei gilt und in der die Wahlen eng mit der nationalen Politik verbunden sind. İmamoğlus Führung in Istanbul hat ihm landesweit und international Aufmerksamkeit verschafft, und er wird oft als möglicher zukünftiger nationaler Führungskandidat der Opposition betrachtet. Sein politischer Stil und seine Rhetorik werden oft als inklusiv und versöhnlich beschrieben, was ihm eine breite Unterstützungsbasis sichert.
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