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Portugal feiert das Ende der Diktatur - mit Kommentar

Ende der Diktatur durch die Nelkenrevolution - Was ist eine Diktatur ?

Demokratie | Portugal

Am Donnerstag versammelten sich zehntausende Menschen in Lissabon, um den 50. Jahrestag des Endes der Diktatur durch die Nelkenrevolution in Portugal zu feiern. Die Teilnehmer der Feierlichkeiten, viele mit Nelken in den Knopflöchern oder in den Händen, skandierten: "25. April, immer! Faschismus, nie wieder!" Helena Peireira, die während der Revolution 16 Jahre alt war, teilte ihre Emotionen: "Es ist ein großes Glück, hier zu sein", und fügte hinzu: "Ich habe es intensiv erlebt und werde mich mein ganzes Leben lang daran erinnern."

Die Nelkenrevolution, die am 25. April 1974 stattfand, beendete eine 48-jährige Periode der Unterdrückung unter dem Diktator Antonio de Oliveira Salazar, dem 1968 Marcelo Caetano nachfolgte. Der Aufstand, der weitgehend friedlich verlief, erhielt seinen Namen von den roten Blumen, die die jubelnden Menschen den Soldaten in die Gewehrläufe steckten. Dies markierte auch das Ende der Kolonialkriege in Portugals afrikanischen Kolonien wie Angola und Mosambik.

Der 28-jährige Tiago Farinha nahm dieses Jahr zum ersten Mal an einem Gedenkmarsch teil, motiviert durch die aktuelle politische Situation. Er erwähnte die kürzlichen Parlamentswahlen, bei denen die rechtspopulistische Partei Chega signifikante Gewinne verzeichnete.

Die Feierlichkeiten begannen mit einer militärischen Zeremonie, bei der restaurierte Militärfahrzeuge aus der Zeit der Nelkenrevolution auf einem großen Platz im Zentrum von Lissabon präsentiert wurden. Der Tag endete mit einer Veranstaltung, an der der portugiesische Präsident Marcelo Rebelo de Sousa zusammen mit seinen Amtskollegen aus den nach 1974 unabhängig gewordenen afrikanischen Ländern Angola, Mosambik, Guinea-Bissau, Kap Verde und São Tomé und Príncipe teilnahm.

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Kommentar

Der 50. Jahrestag der Nelkenrevolution in Portugal bietet uns eine Gelegenheit, über die tiefe Bedeutung der Demokratie und die Wachsamkeit, die sie erfordert, nachzudenken. Die beeindruckenden Bilder aus Lissabon, wo Zehntausende Menschen, viele mit Nelken in den Händen, durch die Straßen zogen, sind ein lebendiges Zeugnis für den Geist einer Bewegung, die nicht nur eine Diktatur beendete, sondern auch den Weg für eine freiere Gesellschaft ebnete.

Die Szenen der Nelken, die in die Gewehrläufe gesteckt wurden, symbolisieren eine sanfte, doch kraftvolle Abkehr von Gewalt und Unterdrückung. Diese Revolution zeigte der Welt, dass Veränderungen möglich sind, ohne dass Blut vergossen wird, eine seltene Errungenschaft in der Geschichte von Aufständen gegen autoritäre Regime.

Es ist besonders bewegend, wenn Menschen wie Helena Peireira, die als junge Frau die Revolution miterlebte, von ihren persönlichen Erinnerungen berichten. Ihre Worte „Es ist ein großes Glück, hier zu sein“ unterstreichen die emotionale und persönliche Bedeutung dieses Tages für diejenigen, die unter der Diktatur gelitten haben und die Freiheit umso mehr schätzen.

Der Aufstieg rechtspopulistischer Kräfte in jüngster Zeit, wie der Zugewinn der Partei Chega bei den letzten Parlamentswahlen, erinnert uns jedoch daran, dass die Demokratie nie als selbstverständlich angesehen werden darf. Die Teilnahme von Tiago Farinha am Gedenkmarsch aufgrund aktueller politischer Entwicklungen zeigt, dass das Erbe der Nelkenrevolution weiterhin eine Quelle der Inspiration und des Engagements für die Verteidigung demokratischer Werte ist.

Die Anwesenheit von Präsident Marcelo Rebelo de Sousa und den Amtskollegen aus ehemaligen Kolonien, die nun unabhängige Staaten sind, bei den Abschlussveranstaltungen spiegelt zudem die internationale Dimension und die nachhaltigen Auswirkungen der Revolution wider. Diese internationale Solidarität ist ein Schlüsselelement, das die universelle Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit betont.

In der heutigen Zeit, in der demokratische Institutionen sowohl von innen als auch von außen unter Druck stehen, sollten wir diesen Jahrestag als Erinnerung nutzen, dass Freiheit und Gerechtigkeit ständiger Pflege und Schutz bedürfen. Die Nelkenrevolution lehrt uns, dass Frieden und Demokratie Hand in Hand gehen und dass es die Pflicht eines jeden Bürgers ist, sich für die Erhaltung dieser Werte einzusetzen.

Bild oben AFP


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Was ist eigentlich eine Diktatur?


Eine Diktatur ist eine Regierungsform, bei der die politische Macht in den Händen einer Person oder einer kleinen Gruppe von Menschen konzentriert ist. In einer Diktatur gibt es typischerweise eine sehr begrenzte politische Pluralität, eingeschränkte Freiheiten und oft das Fehlen eines effektiven Systems zur Gewaltenteilung, das die Macht der Regierung kontrollieren könnte. Hier sind einige charakteristische Merkmale einer Diktatur:

Zentralisierte Macht: Die Entscheidungsgewalt liegt bei einem Einzelnen, wie einem Diktator, oder bei einer kleinen Elitegruppe, die oft außerhalb der Kontrolle durch demokratische Prozesse agiert.

Eingeschränkte politische Freiheiten: In einer Diktatur gibt es häufig eine starke Einschränkung oder vollständige Unterdrückung politischer Freiheiten. Oppositionsparteien sind entweder verboten oder werden stark eingeschränkt, und Kritik an der Regierung führt oft zu Repressalien.

Kontrolle der Medien: Die Informationsflüsse sind meistens streng kontrolliert. Die Regierung überwacht oder besitzt die Medien, um die öffentliche Meinung zu beeinflussen und abweichende Meinungen zu unterdrücken.

Fehlen von rechtsstaatlichen Prinzipien: Diktaturen missachten häufig grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien wie die Gleichheit vor dem Gesetz. Stattdessen gibt es oft willkürliche Verhaftungen und Verurteilungen, Folter und andere Menschenrechtsverletzungen.

Verwendung von Propaganda: Diktaturen nutzen häufig Propaganda, um die Regierungspolitik zu legitimieren und das Bild des Führers zu glorifizieren. Dies dient dazu, die öffentliche Unterstützung zu stärken oder zumindest Widerstand zu minimieren.

Unterdrückung von Opposition und Dissens: Oppositionelle Kräfte werden durch Überwachung, Einschüchterung, Verhaftung oder sogar physische Gewalt unterdrückt. Kritiker der Regierung werden häufig als Feinde des Staates oder als Verräter dargestellt.

Beispiele historischer und moderner Diktaturen umfassen das Nazi-Deutschland unter Adolf Hitler, die Sowjetunion unter Josef Stalin und zeitgenössische Regime wie Nordkorea unter der Kim-Dynastie. Diktaturen können sich in ihrer Ideologie und Methode unterscheiden, teilen aber die grundlegende Eigenschaft der Machtkonzentration und des Mangels an demokratischer Kontrolle oder Freiheiten.

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