Der US-Musiker R. Kelly ist mit einem Berufungsantrag gegen seine Verurteilung zu 20 Jahren Haft wegen Kinderpornografie und Verführung Minderjähriger gescheitert.
Ein Bundesberufungsgericht in Chicago urteilte am Freitag gegen Kelly und für die Aufrechterhaltung der Strafe. Kelly hatte argumentiert, die Ermittlungen zu dem Prozess hätten begonnen, nachdem bereits die Verjährungsfristen für die Taten bereits abgelaufen gewesen seien.
Richterin Amy St. Eve schrieb dazu in der Begründung des von drei Richtern gefällten Urteils: "Kelly (...) meinte, er habe die Ermittlungen gegen ihn lange genug hinausgezögert, um sich ihnen ganz zu entziehen. Das Gesetz besagt etwas anderes, also bestätigen wir seine Verurteilung."
Kellys Verteidigerin Jennifer Bonjean kündigte vor Journalisten an, ihr Mandant werde gegen die Entscheidung vor den Obersten Gerichtshof der USA ziehen. "Wir sind vom Urteil enttäuscht, aber unser Kampf ist noch lange nicht vorbei", sagte Bonjean.
Der Künstler, der als Robert Sylvester Kelly geboren wurde, war im Februar 2023 in sechs von 13 Anklagepunkten schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt worden: drei Mal wegen der Herstellung von Kinderpornographie, drei Mal für die Verführung Minderjähriger.
Bereits im Juni 2022 war der mit dem Welthit "I Believe I Can Fly" zum Star gewordene Kelly in New York wegen schwerer Sexualverbrechen und Menschenhandels zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die teilweise Zusammenlegung der beiden Strafzeiten bedeutet, dass Kelly maximal 31 Jahre im Gefängnis zubringen muss.
Laut Anklage in dem Verfahren in New York hatte Kelly ein ganzes Netzwerk von Helfern aufgebaut, um junge Mädchen und Frauen zur Befriedigung seiner sexuellen Gelüste zu rekrutieren. Seine Opfer soll er teils eingesperrt und brutal missbraucht haben.
se/yb
© Agence France-Presse
Wer ist R. Kelly?
Frühe Jahre und Aufstieg
Kelly wuchs in einem schwierigen Umfeld auf und begann seine musikalische Laufbahn in den späten 1980er Jahren, als er sich der Gruppe Public Announcement anschloss. Sein Debütalbum „Born into the 90's“ wurde 1992 veröffentlicht und verzeichnete Hits wie „Honey Love“ und „Slow Dance (Hey Mr. DJ)“. Der eigentliche Durchbruch gelang ihm jedoch 1993 mit seinem Soloalbum „12 Play“, das den Hit „Bump n’ Grind“ enthielt, welcher mehrere Wochen die US-amerikanischen R&B-Charts anführte.
Erfolge und musikalische Vielfalt
In den folgenden Jahren etablierte sich R. Kelly als einer der führenden Künstler im R&B und Hip-Hop. Zu seinen bekanntesten Werken zählt das ambitionierte Projekt „R. Kelly’s Trapped in the Closet“, eine extensive Musikvideo-Serie, die durch ihre Erzählweise auffiel. Kelly zeigte auch seine Fähigkeiten als Produzent und arbeitete mit vielen anderen Künstlern zusammen, darunter Michael Jackson, Aaliyah und Jay-Z.
Kontroversen und rechtliche Probleme
Kellys Karriere war stark durch rechtliche und persönliche Kontroversen geprägt. Erstmals geriet er in den 1990ern in die Schlagzeilen, als Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs minderjähriger Mädchen laut wurden. 2002 wurde Kelly angeklagt, nachdem ein Video auftauchte, das ihn beim Sex mit einer mutmaßlich Minderjährigen zeigte. Der Prozess endete 2008 mit einem Freispruch.
Die Vorwürfe gegen Kelly verstummten jedoch nie. Die #MeToo-Bewegung und die Dokumentarserie „Surviving R. Kelly“ (2019) brachten neue Aufmerksamkeit und weitere Anschuldigungen gegen den Künstler. 2019 wurde Kelly erneut verhaftet und wegen zahlreicher Delikte, darunter sexueller Missbrauch und Behinderung der Justiz, angeklagt. Im September 2021 wurde Kelly in einem Bundesgericht in New York wegen Erpressung und sexuellen Missbrauchs schuldig gesprochen.
Vermächtnis
R. Kellys musikalisches Erbe ist zweigeteilt: Auf der einen Seite steht seine Rolle als einflussreicher Künstler im R&B mit mehreren Grammy-Auszeichnungen und zahlreichen Hits. Auf der anderen Seite stehen seine kriminellen Vergehen und der daraus resultierende erhebliche Schaden für seine Karriere und sein öffentliches Image. Die Auseinandersetzung mit seiner Musik und seinem Vermächtnis bleibt kompliziert und ist von den schwerwiegenden Vorwürfen gegen ihn überschattet.