Münster - (upm/sr) - 33 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stachen Anfang März mit dem Forschungsschiff „Sonne“ von Kapstadt in Südafrika aus in den Indischen Ozean. Ihr Ziel: die Untersuchung der unterseeischen Erhebung „Marion Rise“. Mitte April hätten die Forscher, darunter vier Geochemiker des Instituts für Mineralogie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), im Zielhafen von Durban einlaufen sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie und der damit einhergehenden Grenzschließung Südafrikas brachen die Wissenschaftler ihre Untersuchungen jedoch am 23. März ab und traten auf veränderter Route ihren Heimweg an. Am 22. April werden sie mit dem Schiff in Emden einlaufen.
Auch wenn die Forscher ihre Expedition früher als geplant abbrechen mussten, nehmen sie wertvolle Daten mit nach Hause. „Die ersten Wochen waren sehr erfolgreich. Wir konnten den Meeresboden sehr gut kartieren und sogenannte Bathymetrie-Karten erstellen“, berichtet Dr. Felix Genske aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Andreas Stracke. Mithilfe des neuen Kartenmaterials entschieden die Wissenschaftler vor Ort, wo Gesteinsproben vom Meeresboden entnommen werden sollten. Die Probennahme erfolgte mit einem Stahlkorb ("Dredge") und dem Tauchroboter „QUEST“ vom Meeresforschungsinstitut Marum der Universität Bremen. An Bord wurden die Gesteine gesägt und beschrieben.
„Aus den Proben können wir auf jeden Fall gute Ergebnisse generieren“, ist sich WWU-Masterstudentin Milena Waag sicher. Neben der Beprobung von Mantel- und Krustengesteinen erhoben die Wissenschaftler unter Wasser sogenannte CTD-Profile (Conductivity Temperature Density), um hydrothermale Aktivitäten ausfindig zu machen. Mit einer CTD-Sonde können bei Tiefseeuntersuchungen die Temperatur, Leitfähigkeit und der Wasserdruck gemessen werden, um daraus weitere Grundparameter wie Dichte, Salzgehalt und Wassertiefe zu errechnen.
Damit haben die Forscher weitere wichtige Daten gesammelt, um herauszufinden, wie das Marion Rise entstanden ist. Die Hebung unter der Meeresoberfläche südöstlich von Südafrika steht im Zusammenhang mit dem dort auftretenden Südwestindischen Rücken, der entsteht, indem die Afrikanischen und die Antarktischen Kontinentalplatten auseinanderdriften.
Die Expedition fand unter der Leitung von Prof. Dr. Jürgen Koepke von der Leibniz Universität Hannover statt. Auch wenn die Geowissenschaftler ihre Forschungsreise nun frühzeitig beenden mussten, brechen sie nicht allzu bald wieder auf, da die Beantragung und Vorbereitung einer solchen Fahrt bis zu drei Jahre dauert. „Die Proben, die wir mitbringen, gehen nun an die beteiligten Forschungsinstitute und werden dort untersucht, sobald die Universitäten ihren normalen Betrieb wiederaufgenommen haben“, erklärt Felix Genske.
Da die Wissenschaftler auf ihrem Heimweg an keinem Hafen anlegen, werden sie bei ihrer Ankunft mehr als einen Monat in Quarantäne gewesen sein und mit dem Status eines „Clean Ship“ in Deutschland einlaufen. Eine Erkrankung an Bord gab es nicht.
Zum Projekt:
Bei dem Projekt „MARION“ handelt es sich um ein Verbundprojekt der
Universitäten Hannover, Bremen, Erlangen, Münster und der FU Berlin. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert das Vorhaben mit
einer Gesamtfördersumme von 860.000 Euro. Die an der Expeditionsfahrt
„SO 273“ beteiligten Wissenschaftler stammen aus fünf Ländern.
Titelbild: Der Tauchroboter „QUEST“ vom Forschungsinstitut Marum der Universität Bremen wird ins Wasser gelassen.
© Felix Genske
Links zu dieser Meldung: Institut für Mineralogie der WWU
Berichte von der Crew auf der Webseite der Universität Hannover
Tauchroboter "QUEST" (Meeresforschungsinstitut MARUM der Universität Bremen)
Das interessiert Sie? Dann laden Sie die App von stadt40 runter- für mehr Information (kostenlos):
https://stadt40.de/cms/view/app
Gerne dürfen Sie den Artikel auch teilen!