Wie Polizei und Staatsanwaltschaft in der niedersächsischen Landeshauptstadt am Montag mitteilten, rückten Ermittler bereits vor rund zwei Wochen zu einer Großrazzia in 27 Objekten an und nahmen sechs mutmaßliche Bandenmitglieder zwischenzeitlich fest.
Die Durchsuchungen richteten sich laut Polizei und Staatsanwaltschaft gegen Angehörige eines arbeitsteilig organisierten Netzwerks, das die Herkunft von erheblichen Einnahmen aus kriminellen Aktivitäten wie Enkeltrick- und Phishingbetrug verschleiern wollte. Demnach warben sie zunächst EU-Bürger unter einer Legende im Ausland an und ließen sie danach in Deutschland vermeintliche Bauunternehmen mitsamt den dazugehörigen Bankkonten gründen.
Die Firmen entfalteten den Ermittlern zufolge allerdings offensichtlich keine legalen Geschäftstätigkeiten, sondern dienten nur dem Transfer und der Barauszahlung illegal erzielter Gewinne von mehr als 60 Millionen Euro. Dazu seien auch eigens Partnerfilialen der Deutschen Post eröffnet worden.
Die Post arbeitet mit Partneragenturen zusammen, die neben Postdienstleistungen teilweise auch bestimmte Finanzdienstleistungen wie Bargeldabhebungen für Kunden der Postbank anbieten. Sie finden sich häufig in Form von Schaltern in Kiosken oder anderen Geschäften der Nahversorgung.
Bei der Razzia vom 23. April wurden unter anderem vier Postbankfilialen und ein früheres Notariat durchsucht. Sechs Verdächtige wurden festgenommen, kamen nach Anschluss der polizeilichen Maßnahmen aber wieder auf freien Fuß. Ferner wurden Vermögenswerte in Höhe von 600.000 Euro beschlagnahmt.
Ermittelt wird in dem Komplex laut Behörden gegen insgesamt 15 Beschuldigte im Alter zwischen 22 und 70 Jahren. Ihnen werden Delikte wie Geldwäsche, Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen.
An den Razzien waren auch Beamte der Steuerverwaltung beteiligt, die Deutsche Post wirkte ebenfalls mit. Die Objekte lagen in verschiedenen Stadtteilen von Hannover und in anderen Gemeinden im Großraum von Hannover, darunter Laatzen und Barsinghausen.
bro/cfm © Agence France-Presse