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Kurz vor Beginn der Internationalen Filmfestspiele von Cannes hat der zu einer Haftstrafe verurteilte iranische Regisseur und Berlinale-Gewinner Mohammad Rasoulof sein Land verlassen. "Ich bin meinen Freunden, Bekannten und den Menschen dankbar, die mir - teils unter Einsatz ihres Lebens - geholfen haben, die Grenze zu überqueren und mich in Sicherheit zu bringen", schrieb Rasoulof am Montag im Onlinedienst Instagram zu einem Video, auf dem verschneite Berge zu sehen sind.
Darin hieß es weiter, er schließe sich einem "kulturellen" Iran von Millionen Menschen im Exil an, der "geografische" Iran leide "unter den Stiefeln Eurer religiösen Tyrannei". Die Iraner im Exil warteten "ungeduldig darauf, Euch und Euer Unterdrückungssystem in den Tiefen der Geschichte zu beerdigen".
Sein Anwalt Babak Paknia bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass Rasoulof den Iran verlassen habe und am Filmfestival im französischen Cannes teilnehmen werde. Bei den am Dienstag beginnenden Filmfestspielen wird Rasoulof seinen neuen Film "Der Samen der Heiligen Feige" vorstellen. Auf Instagram erklärte der 51-Jährige, dass er noch schnell die letzten Anpassungen der Post-Produktion abschließen müsse.
Erst am vergangenen Mittwoch hatte Rasoulofs Anwalt mitgeteilt, dass der preisgekrönte Regisseur im Iran wegen "Verschwörung gegen die nationale Sicherheit" zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Im Iran ist es üblich, dass Angeklagte sich während der Urteilsverkündung noch nicht in Haft befinden und erst später zur Verbüßung ihrer Gefängnisstrafe aufgefordert werden.
Wie genau Rasoulof die Ausreise gelang, war zunächst nicht klar. Viele Kritiker der iranischen Regierung versuchen, über die gebirgige Landgrenze zur Türkei nach Europa zu gelangen. In einer Erklärung seines französischen Filmverleihers hieß es, der Regisseur halte sich "derzeit an einem nicht genannten Ort in Europa auf", was die Möglichkeit eröffne, dass er an der Weltpremiere seines jüngsten Films teilnehme.
Rasoulof hatte 2020 bei der Berlinale in Berlin den Goldenen Bären für seinen Film "Doch das Böse gibt es nicht" verliehen bekommen. Den Preis konnte er nicht entgegennehmen, weil er schon damals den Iran nicht verlassen durfte.
lt/lan/mid AFP